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Archiv-Artikel

unterm strich

Die Deutschen müssen nach Ansicht des jüdischen Schriftstellers Rafael Seligmannendlich ohne Scheuklappen“ über das Phänomen Hitler nachdenken. Sobald es wie in Bernd Eichingers Film „Der Untergang“ um Hitler geht, mache sich lähmende Angst breit, kritisiert Seligmann in der Oktober-Ausgabe des Politikmagazins Cicero. „Deutschland degeneriert zur Republik der Betroffenen. Die Menschen neigen in kollektiver Schamhaftigkeit das Haupt.“ Dem gesenkten Blick fehle aber zwangsläufig der weite Horizont, sagt Seligmann. „Das gleichgerichtete Kuschen, nicht unähnlich dem der Vorfahren, beraubt uns der Zivilcourage.“ Seligmann wirft in dem Bericht den Historikern Joachim Fest und Ian Kershaw sowie dem ZDF-Dokumentarfilmmacher Guido Knopp vor, sie seien „unfähig und obendrein unwillig“, Hitler zu verstehen. „Denn sie trennen ihn von seinem Lebenselement, den Deutschen. Adolf Hitler aber ohne die Deutschen begreifen zu wollen, ist, wie die Wege eines Fisches ohne Wasser zu studieren“, so Seligmann. Da ist was dran.

Und passt es nicht irgendwie, dass im Vorfeld der großen kunst- und kulturhistorischen Mittelalterausstellung „Canossa – Erschütterung der Welt“ sich heute 80 Forscher in Paderborn treffen, um bis Samstag die Auseinandersetzungen zwischen Herrscher und Papst zu diskutieren, wie die Stadt Paderborn mitteilt? Nein? Nun ja, die nächste Meldung, bitte: Das Kunsthaus Graz, wegen seiner spektakulären Architektur „Blaue Blase“ genannt, hat im ersten Jahr seines Bestehens nach eigenen Angaben mehr als 184.000 Besucher gezählt. Fünf Ausstellungen widmeten sich seither unter anderem den Themen Wahrnehmung, aktuelle Videokunst und Fotografie. Die nächste Schau widmet sich der kinetischen Kunst.