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Archiv-Artikel

unterm strich

Der amerikanische Theater- und Drehbuchautor, Schriftsteller und Essayist Ronald Tavel ist tot. Er starb überraschend während eines Flugs von Berlin nach Bangkok. Der 1941 geborene Ronald Tavel wurde vor allem als Drehbuchautor zahlreicher Andy-Warhol-Filme in den Jahren 1965 und 1966 bekannt, so zum Beispiel von „The Life of Juanita Castro“, „Kitchen“, „Vinyl“ und „Horse“. 1965 arbeitete er gemeinsam mit Regisseur John Vaccaro und dem Künstler Jack Smith an der Bühnenfassung zweier Drehbücher Warhols. Diese Zusammenarbeit war der Auslöser für die Gründung des wegweisenden „Theatre of the Ridiculous“. Aus Tavels Feder stammen insgesamt mehr als 40 Stücke. Er veröffentlichte außerdem den Roman „Street of Stairs“ (deutsch: Stufen, 1969). Ronald Tavel war vom 18. bis 23. März in Berlin zu Gast, wo er an den Planungen für „Live Film“! teilgenommen hat, ein im Herbst stattfindendes internationales Festivals, mit dem Jack Smith’ Arbeit gewürdigt werden soll.

Bereits vor 25 Jahren, am 30. März 1984, starb einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Eine entscheidende Rolle spielte Karl Rahner auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965). Durch großes Wissen, solide Argumentation und perfektes Latein verschaffte er sich auch bei erzkonservativen Kurienbeamten Respekt. Mit einigen allzu kessen Formulierungen hatte er sich freilich eine vorübergehende Vorzensur seiner Veröffentlichungen durch das Heilige Offizium eingehandelt. „Man sollte es diesen grässlichen Bonzen nicht zu leicht machen“, kommentierte er den Maulkorb. „Merken sie Widerstand, sind sie wenigstens beim nächsten Mal vorsichtiger und überlegen es sich nochmals.“ Was Rahner wohl zu den Pius-Brüdern gesagt hätte?