unterm strich :
John Peel nahm ihn und seine Band Siren 1969 für sein Label Dandelion unter Vertrag, und wenige Wochen nach dem britischen Radiomann ist nun auch Kevin Coyne gestorben, am vergangenen Donnerstag, im Alter von 60 Jahren. Coyne war einer dieser hoffnungsvollen Briten mit bedingungsloser Liebe zum amerikanischen R&B, die in den Sechzigern die Popmusik revolutionierten und deren Wärmestrom im Pop noch heute spürbar ist. Zwei Alben brachten Siren heraus, die genauso hoch gelobt wie unverkäuflich waren. Deshalb arbeitete Coyne parallel als Sozialarbeiter und Beschäftigungstherapeut in psychiatrischen Kliniken, was nicht ohne Einfluss auf sein künstlerisches Tun blieb: Mit „Case History“, seinem ersten Solo-Album, das ebenfalls bei Dandelion erschien, arbeitete sich Coyne an den Rändern der Gesellschaft entlang – ohne sich selbst davon auszunehmen. Coyne war einer der ersten Künstler, der bei Richard Bransons Label Virgin unterschrieb, wo er bis in die frühen Achtziger blieb und eine Reihe wunderbarer avantgardistischer Punkfolkrock-Alben veröffentlichte. Doch Platten wie „Marjory Razorblade“ hatten das gleiche Problem wie die seines ähnlich gelagerten Labelkollegen Captain Beefheart: Kritiker liebten sie, nur das Publikum kaufte sie nicht. In den Achtzigern ließ Coynes Erfolg nach, die Zusammenarbeit mit Virgin endete, die Labels wurden immer kleiner, sein Alkoholismus immer schlimmer, Coyne hatte mehrere Nervenzusammbrüche und schwere Depressionen. Bis er schließlich 1985 ohne Geld, Hoffnung oder Perspektive in der Bahnhofsmission von Nürnberg strandet. Coyne blieb in Nürnberg, berappelte sich, machte einen Entzug, fand Freunde und begann wieder künstlerisch zu arbeiten. Er nahm Platten mit seinen Söhnen auf und bekam 1992 sogar den Kulturpreis der Stadt Nürnberg.