unterm strich :
Harry Potter sei Dank: Der junge Magier hat es tatsächlich geschafft, der darbenden Buchbranche neues Leben einzuhauchen. Der Anfang November auf den Markt gekommene fünfte Potter-Band wurde zum schnellsten Bestseller aller Zeiten in Deutschland. An den ersten beiden Verkaufstagen wurden 1,1 Millionen Exemplare abgesetzt, inzwischen hat die Buchbranche laut Carlsen Verlag knapp 3 Millionen Exemplare geordert. Insgesamt nimmt die Konzentration auf die verkaufsträchtigen Titel zu. Große Buchhandlungen machen mit wenigen Titeln fast die Hälfte ihres Umsatzes.
Die Gerichte hatten mit Büchern wohl noch nie so viel zu tun wie in diesem Jahr. Mit der Flut von Promi-Erinnerungen von Dieter Bohlen, Boris Becker über Susanne Juhnke und Manfred Krug bis zu den Ex-Bohlen-Freundinnen Verona Feldbusch und Nadja Abd El Farrag hat der Boulevard die Buchwelt endgültig erobert. Doch der zwischen zwei Buchdeckeln verewigte Klatsch ließ Betroffene nicht ruhen – und einstweilige Verfügungen erwirken.
Auch für die fiktionale Literatur hatten im uralten Konflikt zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit zwei Urteile noch gravierendere Folgen: Sowohl Maxim Billers Roman „Esra“ als auch Alban Nikolai Herbsts „Meere“ wurden von Gerichten verboten. Zwei frühere Lebensgefährtinnen der Autoren erkannten sich in in den Büchern wieder und klagten mit Erfolg. Mit internen Auseinandersetzungen sorgten die Frankfurter Verlage Eichborn und Suhrkamp für Schlagzeilen. Bei Eichborn musste wenige Tage vor Weihnachten Geschäftsführer Peter Wilfert den Schreibtisch räumen. Den Machtkampf bei Suhrkamp, der die deutschen Feuilletons wochenlang in Atem hielt, entschied Ulla Berkéwicz im Alleingang.