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Das passt: Der Schriftsteller Dieter Forte (70) wird für seinen Roman „Auf der anderen Seite der Welt“ mit dem Johann-Jacob-Christoph-von-Grimmelshausen-Preis ausgezeichnet, und das Interesse an Heinrich Böll nimmt wieder zu. Für beide Erzähler war die Nachkriegszeit der Ausgangspunkt, die Welt einzuschätzen. Und wenn sich jetzt wieder jüngere Autoren auf dieses Kapitel der Geschichte stürzen, ist es beruhigend zu erfahren, dass die Bücher aus erster Quelle wieder Leser finden. Der Grimmelshausen-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von den Ländern Baden-Württemberg und Hessen verliehen. Fortes Roman sei ein „buchstäblich fabelhaft ins Werk gesetzter Roman über die Schatten der Geschichte in den Spuren der Gegenwart“, urteilt die Jury. Den Förderpreis für Nachwuchsautoren erhält Jagoda Marinić für ihren Erzählband „Russische Bücher“. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Ruth Klüger, Robert Menasse, Adolf Muschg und Brigitte Kronauer.
Zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll (1917–1985) nimmt das Interesse an seinem Werk wieder zu. Auf Lesungen und Ausstellungen, zu denen auch sehr viele junge Leute kämen, gebe es heute mehr Resonanz als noch vor zehn Jahren, berichtet der Böll-Neffe und Leiter des Kölner Böll-Archivs, Viktor Böll. Aus den Beständen des Archivs werden derzeit die wichtigsten der 2.111 Einzelwerke Bölls in einer 27-bändigen „Kölner Ausgabe“ neu herausgegeben. Insbesondere ein halbes Dutzend Titel von „Billard um halbzehn“ über das „Irische Tagebuch“ bis zu „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ hält – mit einer deutschsprachigen Auflage von rund zehn Millionen Exemplaren – das wachsende Interesse an Böll wach. Auch die 18 posthum nach Böll benannten Schulen sowie die über 10.000 Zuhörer bei einer Böll-Reihe 2002 in Köln sind ein deutliches Zeichen.
Knapp 50.000 Besucher haben dieses Jahr das Festival „Theater der Welt“ in Stuttgart besucht und die Verwandlung einiger öffentlicher Plätze der Stadt in kommunikative Treffpunkte genossen. Erst 2008 findet das Festival, das vom Internationalen Theaterinstitut jeweils in eine andere Stadt vergeben wird, wieder statt: Und dann in Halle an der Saale. Damit steht ein Schwerpunkt jetzt schon fest, nämlich die lokale Identität, die Stadt und Theater aneinander binden. In Halle hat das Theater unter dem Intendanten Peter Sodann, der 2006 in den Ruhestand geschickt wird, an dieser Verknüpfung gearbeitet. Der Kulturbürgermeister von Halle, Hans-Jochen Marquardt, kündigte an, das Festival zu einem ganzen Theaterjahr auszuweiten.