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Archiv-Artikel

unterm strich

Während hierzulande der Streit um das Welterbe Dresdner Elbtal mit der Verzögerung des Baus der umstrittenen Waldschlösschenbrücke in die nächste Runde geht, sieht die Unesco auch andernorts Gefahr im Verzug: seit 1979 steht die Altstadt von Damaskus auf der Liste des Weltkulturerbes. In ihren hektischen Gassen brodelt jedoch täglich das Leben. Pilger und Touristen rund um die Omajaden-Moschee schieben sich in Bussen und Fahrzeugen durch die engen Gassen. Um das Chaos zu lichten, hat die Verwaltung die Erweiterung einer Straße beschlossen. Nun hat die Unesco damit gedroht, die Altstadt als „bedrohtes Weltkulturerbe“ einzustufen, sollte die Erweiterung der König-Faisal-Straße ohne Rücksicht auf die Bedenken der Denkmalschützer erfolgen. Die syrischen Experten sind zwar größtenteils der Ansicht, die Häuser, die abgerissen werden müssten, seien mehrheitlich nicht älter als 150 Jahre – und daher nach syrischem Maßstab nicht schützenswert. Die Unesco hält dagegen, dass das Projekt den „urbanen Charakter“ des Viertels zerstören würde, obwohl die Straße nicht innerhalb, sondern am Rande der Altstadt liegt. Auch bei niedergelassenen Geschäftsleuten und Handwerkern stößt das Projekt auf Widerstand. Sie vermuten, der plötzliche Aktionismus der Verwaltung sei ein Gefallen der Regierung gegenüber dem wichtigsten politischen Verbündeten, dem Iran. Tatsächlich sind die meisten Pilger, die die Moschee besuchen, schiitische Iraner. Auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad war vor einigen Wochen zu Besuch. Derartige Verschwörungstheorien dementiert Tourismusminister Saadallah Agha al-Kalaa. Die Entscheidung werde souverän in Syrien getroffen, die Verwaltung sich den Rat der Unesco jedoch zu Herzen nehmen.