unterm strich und in bayreuth :
Der dritte Tote ist der französische Charakterschauspieler und Sänger Serge Reggiani. Er starb in der Nacht zum Freitag 82-jährig in seiner Pariser Wohnung durch Herzstillstand. In der norditalienischen Provinz Reggio Emilia geboren, floh Reggiani als Achtjähriger mit seiner Familie vor den Faschisten nach Paris. Dort zum Theaterschauspieler ausgebildet, machte er von den Vierzigerjahren an im Film Karriere und arbeitete unter Regisseuren wie Max Ophüls, Luchino Visconti, Constantin Costa-Gavras und Ettore Scola. Vom Schicksal vernachlässigte Außenseiter oder von ihren Kumpanen betrogene Gangster – Rollen wie diese lagen dem Mann mit der untersetzten Figur und dem markanten Gesicht. Reggiani spielte in Marcel Carnés „Pforten der Nacht“, in Jacques Beckers „Goldhelm“ und Theo Angelopoulos’ „Der Bienenzüchter“. Er machte sich in Frankreich aber auch als Chansonnier einen Namen, mit berühmten Chansons wie „Ma Liberté“ „Les Loups“ oder „Le Déserteur“.
Ganz lebendig dagegen geht es in Bayreuth zu: Der grüne Hügel ist Privatgelände und Wolfgang Wagner der Verbotsmensch, der die Stadt vor Schlingensief zu schützen versucht. Am Mittwoch, dem Tag der Generalprobe des Bayreuther „Parsifal“, setzten auch die Anwälte ein letztes Mal den Vertrag neu auf, der festlegt, was Christoph Schlingensief alles nicht darf. Was er doch durchgesetzt hat, ist ja schon durchgedrungen: Hasen auf der Bühne, das Sterben von Kundry und Parsifal, der Verwesungsprozess in Videozeitraffer bis die Würmer krabbeln. Der Tod ist Materie, nicht Wagner’sche Metaphysik. Ein paar Neugierige kratzten vor der Generalprobe noch an der Kassentür, aber wer keinen blau gekennzeichneten Hausausweis besaß, der blieb draußen. Abends dann: Friede, Freude und Erlösung. Wolfgang Wagner soll von der Inszenierung ganz angetan sein. Aber das kann sich bis Sonntag ja noch ändern. Schlingensief-Anwalt Peter Raue fuhr bestens gelaunt in Richtung Vierwaldstättersee, nur Parsifal-Sänger Endrik Wottrich kolportierte noch, dass Schlingensief das Werk nicht verstanden habe und verfestigte damit seinen Ruf, nicht der hellste Tenor zu sein. Am Sonntag, 16 Uhr, ist Premiere.