unter tage :
Wer einmal live erleben möchte, was er bereits täglich in der Glotze über sich ergehen lassen kann, lebt in dieser Region am richtigen Platz. Durchs Ruhrgebiet touren in einer Woche nämlich fast alle Comedy/Kabarett Größen der Television. Kaum zu glauben – die Honorare bei den privaten Sendern scheinen wohl doch nicht so üppig zu sein, dass die Spaßmacher der Nation den Käse, den sie im Fernseher tagein, tagaus verzapfen, nicht auch noch einmal gegen Tageskasse vermarkten können.
Dienstag gastiert in der Gelsenkirchener Kaue Gaby Köster. „Ich will live!“ heißt ihre neue Show, kein Wunder, die Dauerbrennerin in diversen Schlafpillen wie Sieben Tage, Sieben Doofe, hat kein Bock mehr auf vorproduzierte Sendungen. Schon vor zehn Jahren hat sie mit einem Soloprogramm bewiesen, dass auch Frauen die dümmlichen Scherze eines Rudi Carell verstehen und zur Fernseh-Unterhaltung beitragen können. Damals war Gaby Köster noch als „Dümmste Praline der Welt“ unterwegs. Und heute?
Donnerstag. Selbe Stadt anderer Ort. In der Emscher-Lippe-Halle will Porsche-Fan Atze Schröder, das männliche Köster-Pendant seinen kreativen Kick-Down erleben. „Goldene Zeiten“, ein Hosenstall offenes Programm, das direkt vor der Tür eines Kiosk in Essen-Kray anfängt, wo laut Atze die Geschichten so zahlreich und schwergewichtig auf der Straße liegen, wie die Menschen in den Küchenfenstern ihrer Parterre-Wohnungen. Schröders Weltbild scheint also in den 1950ern stehen geblieben zu sein.
Paranoid wird der Fernsehfan dann endgültig am Freitag im Duisburger Theater am Marientor. Michael Mittermeier, der bayrische Tausendsassa, der jetzt auch richtig Papst ist, kommt aus der flimmernden Kiste gehupft. Mit dem Flammenschwert der Comedy soll ein erwachsen gewordener – wer hat sich den blöden Werbegag bloß ausgedacht – Mittermeier klären, ob das Jüngste Gericht von den USA überhaupt anerkannt wird. Karten sind natürlich Mangelware.
Nur Matthias Richling ist ein echter Star des politischen Kabaretts. Bei seinen Amokläufen durch die politische Landschaft bleibt kein Auge trocken. Unübertroffen, wenn er als schwäbische Hausfrau so richtig politisch unkorrekt wird. Und der füllt am Samstag den spießigen RuhrCongress in Bochum?