uni-protest : Präsident ohne Verantwortung
Dieter Lenzen ist auf der Höhe der Zeit. Anstatt sich dem Protest der Studierenden persönlich zu stellen, veröffentlicht der Präsident der Freien Universität seine Sicht der Dinge ausführlich im Internet. Das zumindest ist eine große Erleichterung für die Studierenden. Denn die haben dank der Software „Campus Management“ eh kaum noch Zeit, auf langwierigen Vollversammlungen den Weisheiten ihres Präsidenten zu lauschen.
Kommentar von Gereon Asmuth
Schließlich können Dozenten nun per Computer kontrollieren, wann welcher Student eingeloggt ist, um sich Skripte herunterzuladen. Vielleicht bekommt ja einen Pluspunkt, wer den Lenzen-Brief anklickt. Verdient wäre es. Denn hier können die Studierenden praktisch nachvollziehen, worauf es im Berufsleben nach ihrem Kurzzeitstudium ankommt: geschicktes Ausweichen.
Lenzens Analyse lässt sich in vier Worten zusammen fassen: Schuld sind die anderen. Für das Große und Ganze sind das natürlich die Politiker, die den Universitäten zu wenig Geld geben und unklare gesetzliche Vorgaben machen. Für das Kleine sind es die Fachbereiche, die für die konkrete Umsetzung der Studienabläufe zuständig sind. Und wenn alles nichts hilft, tut Lenzen die Forderungen seiner Studierenden im Stil eines Oberlehrers als unrealistisch ab.
Mit alldem hat er nicht völlig Unrecht. Aber den zur Recht ungehaltenen Studierenden hilft es kaum weiter, wenn ein Unipräsident in einer für sie dramatischen Situation nichts Besseres zu tun hat, als seine Hände in Unschuld zu waschen. Denn allein die Einführung des rigiden Campus Managements zeigt, welches Bild die Unileitung vom Studium an der FU gern verwirklicht sieht. Sie setzt auf eine Ausbildung mit standardisierten Modulen, die mit einem universellen Studium im klassischen Sinne nichts mehr zu tun hat.
Zwar verabschieden die Studierenden sich und ihren Protest jetzt erst einmal in die Weihnachtsferien. Ihre Sorgen aber bleiben. Eine davon ist ein Unipräsident, der sie nicht wirklich ernst nimmt.