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über die ambivalente Deutschenrolle hinweggesurft

■ betr.: „Leg es zu dem übrigen“, taz vom 19.12. 96

So erstaunlich und im Grunde erfreulich es ist, daß der taz ein solcher Jahrestag wie der 60. des Entzugs der Ehrendoktorwürde Thomas Manns überhaupt auffällt, gehört doch der Kulturteil leider in der Regel nicht zum originellen, lesenswerten Teil der Zeitung: Gewundert habe ich mich doch über den oben genannten Artikel schon. Er hat beispielsweise kein Ende, bricht unvermittelt ab. Was möchte er uns mitteilen – außer bloßen Informationen, die aneinandergekettet sind? Schade außerdem, daß auf die durchaus ambivalente Deutschenrolle Thomas Manns geradezu „hinweggesurft“ wurde: Beispielsweise in den Radioreden an die Nation geriert sich Mann ja ebenso als eitler, durch Tausende von Kilometern vom Bombenhagel getrennter Schriftsteller, dessen Ausspruch „Wo ich bin, ist die deutsche Kultur“ keines weiteren Kommentars bedarf, wie aber auch als respektabler und im ehrenwerten Sinne guter Patriot, der mit erstaunlichem Scharfsinn die Hitlerische Kriegsmaschinerie als solche entlarvt und zumindest rhetorisch bravourös demontiert. Diese und andere Ambivalenzen werden in die Auseinandersetzung um die Ehrendoktorwürde, bei der es sich ja so und so um einen symbolischen Akt handelt, nicht hineingelesen. Sebastian Lovens, Münster

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