türken gegen schwule : Bruchkanten der Gesellschaft
Wer in den achtziger Jahren nüchtern darauf hinwies, die multikulturelle Gesellschaft werde nicht immer ein Zuckerschlecken sein, wurde in der Linken schnell als Miesmacher oder sogar Rassist diffamiert. Mittlerweile ist diese These längst Common Sense. Täglich belegt wird sie dort, wo Parallelgesellschaften eben nicht unter sich bleiben, sondern aneinander stoßen.
KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE
In Hamburg-St. Georg ist das in doppelter Hinsicht der Fall. Das ehemalige Schmuddelviertel hinterm Bahnhof, einst außerhalb der Stadtmauern gelegen, war von jeher ein Sammelbecken von Randgruppen, von Katholiken bis zu obskuren protestantischen Sekten. Heute ist es auf der einen Seite von der schwulen Parallelgesellschaft geprägt, auf der anderen von der türkisch-arabischen. Beide treten heute selbstbewusster, ungenierter auf als noch vor 20 Jahren. Da prallen Extreme aufeinander: Das islamische Bestattungsinstitut liegt Tür an Tür mit dem schwulen Porno-Kino.
Klar, dass es zu Konflikten kommt. Wenn es um körperliche Gewalt geht, ist die Polizei gefragt, die die Augen ein wenig von der Drogen- und Stricherszene zu den homophoben Schlägern wenden müsste. Aber langfristig, das müssen auch die Imame begreifen, hilft nur der Dialog, von Mann zu Mann in diesem Fall. Die Centrummoschee, um Anerkennung bemüht, steht in der Pflicht.