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Archiv-Artikel

theater Warnung vor dem Kriege

Voller Unruhe und böser Vorahnungen konferieren die Minister in Susa. Seit Wochen haben sie nichts mehr von ihrem König gehört, der mit den Verbündeten in den Krieg gezogen ist. Mit der Rat suchenden Herrschergattin beraten sie, wie sie aus der Ferne in das Geschehen eingreifen und das Volk beruhigen können. Da bringt ein Bote Kunde von einer vernichtenden Niederlage. Schließlich kehrt auch der geschlagene Feldherr zurück in die Hauptstadt: Es ist Perserkönig Xerxes, dessen Armee, vermeintlich überlegen und unschlagbar, vor Salamis untergegangen ist.

Seit Jahren hat es sich das Deutsch-Griechische Theater zur Aufgabe gemacht, in regelmäßigen Abständen Theaterstücke griechischer Autoren – keine Angst: Alles kommt in Deutsch auf die Bühne! – zur Aufführung zu bringen, klassische und zeitgenössische, in diesem Jahr eines der ältesten Stücke der Theatergeschichte: „Die Perser“ von Aischylos. 472 vor unserer Zeitrechnung wurde es uraufgeführt, nur acht Jahre nach der Schlacht bei Salamis. Es war eine exemplarische Abrechnung mit menschlicher Hybris gegen Menschen und Götter – und nebenbei ein Loblied auf das kleine Athen und seine freien Bürger. Dass dies aus der Sicht der Unterlegenen geschieht, macht den besonderen Reiz aus.

Die fünf Minister – sie bilden den „Chor“ der antiken Tragödie – treten als geschmeidige Geschäftsleute mit mafiosen Zügen auf. Doch auf weitere Anpassungen an die Gegenwart verzichtet Regisseur Kostas Papakostopoulos. „Morgen gehört uns Griechenland“ und die Bezeichnung der Griechen als „so genannte Terroristen“ sind die wenigen Anspielungen auf Eroberungskriege der jüngsten Geschichte, die er sich erlaubt. Er setzt auf eine konsequent strenge Inszenierung, gestützt durch ein karges Bühnenbild und eine altertümliche, dadurch zeitlos wirkende Sprache.

Das ergibt ein starres Korsett, das dem Zuschauer kein Entweichen möglich macht, den Schauspielern aber trotzdem genug Gelegenheit gibt, mit ihrem Können zu überzeugen. Beklemmend der blutige Bericht des Boten, dramatisch der Auftritt des toten Darius, der die Gründe für die Niederlage seines Sohnes beim Namen nennt, diszipliniert die geschmeidige Ministerriege, fast schon Mitleid erregend wirkt Xerxes in seiner Selbstgefälligkeit. Lediglich die Darstellerin der Königin füllt die Höhen und Tiefen des Gefühlskarussells nicht ganz so überzeugend aus.

Trotz dieser kleinen Einschränkung gab es berechtigt langen Premierenbeifall für diese Warnung vor dem Krieg beim Gastspiel in der Halle Kalk.

Jürgen Schön

„Die Perser“: am 31.10. und vom 5. bis 7.11., Halle Kalk, Köln, Neuerburgstraße, Tel. 0221/42 12 83