taz-serie „wie retten sie die welt?“ heute: rüdiger arndt, Krisenhelfer : „Ich unterstütze Menschen in Notsituationen“
Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm treffen sich ab heute die Mächtigen der Welt, um zu besprechen, wie es mit unserem Erdball weitergehen soll. Antworten – das ist jetzt schon klar – werden sie keine finden. Sie brauchen Nachhilfe. „Wie retten Sie die Welt?“, fragt die taz deswegen bis zum Gipfeltreffen jeden Tag eine/n interessante/n Berliner/in.
„In meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Leiter der Malteser Krisenhilfe Berlin biete ich Menschen in schwierigen Situationen meine Hilfe an. Vielleicht trage ich ja auf diese Weise meinen Teil zu einer Art Weltverbesserung bei. Eigentlich bin ich Buchhalter und Kaufmann. Zum Malteser Hilfsdienst kam ich durch puren Zufall. Ich machte hier bei einer Pflegedienstausbildung mit, nach der mich die Leiterin ansprach, ob ich nicht Lust hätte, als Ausbilder tätig zu werden. Vor 24 Jahren wurde dies dann nach mehreren Lehrgängen zu meiner hauptamtlichen Tätigkeit.
Zurzeit läuft wieder ein Lehrgang für ehrenamtliche KrisenhelferInnen. Den Teilnehmenden wollen wir grundsätzliche Dinge für die Arbeit im Bereich der Krisenintervention mitgeben. Sie lernen bei uns die psychosoziale Unterstützung von bedürftigen Menschen in Notsituationen, worunter auch das Überbringen von Todesnachrichten gemeinsam mit der Polizei oder die Betreuung Betroffener nach schweren Verkehrsunfällen fällt.
Ich selbst bin im Rahmen der Krisenhilfe einer von dreizehn Koordinatoren. Wenn etwas passiert, rufen mich die Polizei oder die Feuerwehr an und bitten für die betroffenen Menschen um seelsorgerische Unterstützung. Hierfür ermittle ich den am nächsten wohnenden ehrenamtlichen Krisenhelfer. Dieser kümmert sich vor Ort um die Betroffenen. Es kommt aber auch vor, dass ich selbst rausgehe: Vor kurzem wurde hier in der Nähe eine Drogerie überfallen. Die Verkäuferin stand natürlich unter Schock, nachdem sie eine Pistole auf die Brust gesetzt bekommen hatte. Ihr half ich, den ersten Schock zu überwinden. Meine Frau arbeitet ebenfalls in der Krisenhilfe. Gemeinsam mit ihr wurde ich vor einiger Zeit zu einem besonders schlimmen Fall gerufen: Ein Säugling fiel aus dem 5. Stock und die Eltern brauchten dringend unsere Hilfe. Als Krisenhelfer sind wir schnell vor Ort, betreuen die Hilfsbedürftigen jedoch nur kurzfristig. Meistens so lange, bis Verwandte eintreffen. Es ist eine erste Hilfe, die wir leisten, eine gute erste Hilfe. Wenn wir sehen, dass unsere Fähigkeiten nicht ausreichen, müssen wir den Einsatz an Psychologen abgeben. Aber toi, toi, toi: Bisher konnte ich jeden Einsatz gut besetzen.“
PROTOKOLL: CATHERINE KIMMLE
Rüdiger Arndt, 59, arbeitet beim Malteser Hilfsdienst. Er ist hauptamtlich Leiter der Ausbildung. Ehrenamtlich ist er Mitglied im Leitungsteam der Notfallseelsorge/Krisenintervention Berlin