taz-adventskalender (18/19): das domportal : Die Hurrra-jawolll-Tür am Lustgarten
Stehen Sie auf fade Schokotäfelchen? Wir auch nicht. Die Türen des taz-Adventskalenders verbergen anderes: geheime Schätze und wilde Tiere, Sex and Crime. Letzte Dinge. Bis Weihnachten öffnen wir täglich eine Tür – auf einem Kalender namens Berlin.
Wilhelm II., der „Ich kenne nur noch Deutsche“-Kaiser, der „Pardon wird nicht gegeben“-Wilhelm, war eigentlich kein großer Baumeister wie seine Vorfahren. Sein Ding war nicht „Hat er Geld, soll er bauen“ – das war der Soldatenkönig. Ganz zu schweigen vom „Sanssouci“ des Alten Fritz, des preußischen Barockfürsten par excellence. Es mag daran gelegen haben, dass Willem Zwo lieber mit Kanonen und Schiffchen Weltkrieg spielte. Architektur war nicht seine Sache, den Reichstag nannte er ein „Reichsaffenhaus“.
Und trotzdem: Zur Errichtung seiner künftigen Grabkammer brauchte der Kaiser eine Denkmalskirche, eine monumentale Dampfnudel, so groß wie ein Dom. 1905 bekam Kaiser Zwo, was er wollte, Dombaumeister Julius Carl Raschdorff (1823–1914) stellte sie ihm hin. Nach erfolgtem Abriss des alten schönen Dömchens von Karl Friedrich Schinkel entstand der Deutschland-Deutschland-über alles-Dom, ein repräsentativer, wenngleich nicht unumstrittener Zentralbau im Stil barock beeinflusster italienischer Hochrenaissance. 114 Meter hoch, 2.100 Sitzplätze, evangelisch.
Das Tor zum Berliner Dom am Lustgarten spiegelt all dieses kaiserliche Ansinnen. Es gleicht einem Triumphbogen, erinnert mit einem dreifach gegliederten Aufbau an einen Altar, ist flankiert von hohen Säulen und Skulpturen, und ganz oben thront unser Adler samt Kaiserkrone.
Wer hindurchgeht durch das Portal, steht in einer großen Halle unter der mächtigen Kuppel. Im Süden befindet sich die Trau- beziehungsweise Taufkirche, dann folgt der große Kirchensaal – die Predigtkirche. Die Denkmalskirche im Norden existiert nicht mehr. Steigt man hinunter in die Gruft, gelangt man in die einstige fürstliche Grabkammer. Eng mit der obigen Denkmalskirche verbunden, ließ Zwo hier eine repräsentative, wenngleich private Grablege schaffen, um vorhandene wie künftige Särge der Hohenzollern aufzunehmen. Als Letzte wurde eine 1915 verstorbene Enkeltochter des Kaisers in der Gruft beigesetzt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde auch die Hohenzollerngruft am 24. Mai 1944 durch Bomben getroffen, einige Särge wurden durch Feuer nahezu völlig zerstört. Erst mit dem Wiederaufbau des Berliner Doms ab dem Jahr 1975 schenkte man der Erhaltung der Grabanlage und den Särgen wieder verstärkte Aufmerksamkeit.
Willem Zwo indes kam nie in seine Grabkirche: Er ruht weiter im holländischen Exil.ROLF LAUTENSCHLÄGER
Montag (20. 12.): Die Tür zum Puff