südwest-cdu : Übliches Spiel, neue Folge
Es ist das übliche Spiel der Herrschaften am schwarz-braunen Rand der CDU: Kaum lassen sie mal die Sau raus, sprechen ungeschminkt aus, was sie wirklich denken, wie der Ex-MdB Hohmann vor heimischer Kulisse im Osthessischen oder der Bürgermeister Weber in Steglitz vor Reservisten – dann hat man sie ganz plötzlich gänzlich missverstanden. Dann war das mit den „Juden“ und dem „Tätervolk“ ja alles ganz anders gemeint. Dann sind Deserteure doch irgendwie ganz knorke, und „Auschwitz als Erinnerungsreligion“ relativiert den Holocaust keineswegs. Zu ergänzen wäre: Die Erde ist flach.
KOMMENTAR VON PHILIPP GESSLER
Wem der Arsch auf Grundeis geht, um es mal – hier recht passend – schön zackig-militärisch auszudrücken, der fängt eben an zu lü…, sorry: zu relativieren. Dass die ultrarechte Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (swg) in Hamburg, gegründet von einem früheren Goebbels-Referenten, plötzlich die Weber-Rede mit Fußnoten auf der Homepage veröffentlicht, ist auch: Zufall! Wahrscheinlich hat ein Frühlingswind das Manuskript irgendwie in die Hansestadt geweht.
Aber schlimmer noch als die Ausflüchte Webers sind die fehlenden Distanzierungen seiner Parteikollegen – von denen einige sogar erwogen, den lieben Bürgermeister in den Bundestag abzuschieben: Klar, der Sitz Hohmanns dürfte dort ab 2006 frei sein. Die Idee zeigt, wie tief manche Berliner Lokalpolitiker das deutsche Parlament verachten. Wahrscheinlich, weil sie es selbst nie dorthinein schaffen werden. In der Volksvertretung aber, die seit 1949 immerhin der demokratische Kern des Staates ist, ist kein Platz für Leute wie Weber. Es sollte zumindest kein Platz sein.