studiengebühren : Papa zahlt das schon
Die Kürzungspolitiker dürfen sich mal wieder die Hände reiben. Denn eine potenzielle Opfergruppe führt sich nun selbst zur Schlachtbank. Zwei Drittel der Studierenden einer Stichprobe, gezogen an der Humboldt-Uni, plädieren in einer Umfrage für Studiengebühren.
KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH
Vor langer, langer Zeit galt Bildung einmal als Investition in die Gesellschaft, die diese auch zu tragen hat. Nun hat die endlose Predigt der neoliberalen Verwertungsideologen auch den akademischen Nachwuchs erreicht. Bildung darf ruhig etwas kosten. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und Papa zahlt das schon.
Offenbar glauben viele Studis immer noch an die alte Mär, dass man nur einen Hochschulabschluss brauche, schon locke ein lukrativer und krisenfester Arbeitsplatz. Studiengebühren wären somit eine sinnvolle Investition in die eigene Zukunft – zumal das Geld ja den Unis und somit der eigenen Bildung zugute kommen soll.
Das aber ist reines Wunschdenken. Selbst wenn Gebühren direkt den Unis überwiesen würden, würde das nur die bereits durch die Kürzungswut gerissenen Lücken füllen. Zudem steigt das Risiko, das teuer finanzierte Studium nicht verwerten zu können. Die Zahl der arbeitslosen Akademiker stieg in den letzten Jahren überdurchschnittlich an.
Das größte Problem aber bleibt: Was, wenn Papa nicht zahlen kann – und Papa Staat nicht mehr zahlen will? Immerhin jeder fünfte Student spricht sich gegen Studiengebühren aus. Immerhin jeder fünfte Student weiß – ob aus eigener Erfahrung oder aus sämtlichen Verwertungsdebatten trotzender sozialer Intelligenz –, dass sich ein großer Teil der Kommilitonen Gebühren schlichtweg nicht leisten kann. Zwei Drittel der Studierenden aber geht es offenbar noch zu gut.