stevens bleibt : Entscheidung gegen den Zeitgeist
Huub Stevens bleibt! Das klingt wie: Hafenstraße bleibt! und macht schon deshalb deutlich: Diese Entscheidung ist alles, nur nicht Zeitgeist.
Kommentar von UWE RADA
Mit der Entscheidung für Huub Stevens haben die Hertha-Verantwortlichen Standhaftigkeit bewiesen. Und das in einer Zeit, in der man zu gehen hat, wenn es nicht mehr läuft. Nicht nur dann, wenn man tatsächlich Mist baut, wie der Vorstand bei Toll Collect, sondern auch dann, wenn andere die Mitverantwortung tragen, zum Beispiel die Spieler eines Clubs, die so wenig wie ihr Trainer Bundesligatauglichkeit bewiesen haben.
Ob gewollt oder ungewollt, ist die Entscheidung auch ein kleiner Beitrag zu einer „Kultur des Scheiterns“, die hierzulande immer noch schmerzlich vermisst wird. Eine „Kultur des Erfolgs“, die gibt es ja überall. Wie man Erfolg verkraftet, hat inzwischen jeder gelernt. Aber Niederlagen?
Doch der Schritt der Hertha-Verantwortlichen ist eben nur ein kleiner Schritt in diese Richtung. Ein großer ist es nicht, ein großer hätte bedeutet, auf die Pflicht zum Erfolg in den nächsten beiden Spielen zu verzichten. Trainer und Mannschaft jene Schonfrist zu verschaffen, die auch ein neuer Trainer hätte. Ein Fast-Rauswurf ist ja immer auch ein Rauswurf, ein Fast-Trainerwechsel immer auch ein Trainerwechsel – auch wenn das Personal das gleiche geblieben ist.
Dagegen geht der Druck der letzten Wochen mit der halben Entscheidung einfach in die Verlängerung. Ob Spieler und Trainer ihm standhalten, darf bezweifelt werden. Die Niederlage gegen Leverkusen war auch eine Niederlage im Kopf. Doch der kommt mit einer Erfolgsverpflichtung nicht so frei, wie es mit einem Trainerwechsel der Fall gewesen wäre. Fazit: Nichts Halbes und nichts Ganzes, aber immerhin: nichts Zeitgeistiges.