sterbefallüberschuss : Hurra, wir leben – noch
Die Studie des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR) ist wie der Witz mit der guten und der schlechten Nachricht. „Was wollen sie zuerst hören“, fragt der Conferencier sein Publikum. “Die Gute? Aus dem Ruhrgebiet wandern wenig Menschen ab. Bis 2015 werden bloß 70.000 Einwohner das Weite suchen.“ Applaus! „Nun die Schlechte: Das Ruhrgebiet stirbt aus!“
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Tröstlich ist es nicht, was der KVR da herausfinden ließ. Zwar kehren weniger Menschen den Städten den Rücken, um ein Häuschen zu bauen. Stattdessen wandern Familien durchs Ruhrgebiet auf der Suche nach größeren Wohnungen, nach einem besseren Umfeld. Weil sie selten finden, was sie suchen, weil das Stadtgebiet kein Kinderparadies ist, geht die Geburtenrate in den Keller. Die Überalterung wird nicht aufgefangen, die Sterberate obsiegt über Geburten.
Was die neue Untersuchung aber auch zeigt: Die Leute bleiben hier, weil Sie kein Geld haben, um sich draußen im Grünen Häuser zu bauen. Auch ihre „Armut“ lässt sie verharren.
Ein Ausweg aus dem Aussterben? Immer wieder haben Forscher betont, dass selbst eine Verdreifachung der Geburten im Revier erst nach Jahrzehnten Wirkungen zeigt, auch Zuwanderung wir das kaum ausgleichen können.
Das Beste ist es also, das regionale Schrumpfen zu akzeptieren. Und was ist nur so schlimm daran, dass wir uns jetzt schon über Tote freuen sollen?