piwik no script img

Archiv-Artikel

steffen grimberg Das Ende der Kontinuität

Das Personenkarussell dreht sich weiter: Jürgen Doetz, Sat.1-Geschäftsführer, nimmt seinen Hut

Jürgen Doetz muss umziehen. Der Sat.1-Geschäftsführer gibt einen seiner drei Hüte ab: Künftig ist Doetz „nur noch“ Vorstand für Medienpolitik und Regulierung am Sitz der ProSiebenSat.1 Media AG in München und Präsident des Privatsender-Lobbyverbandes VPRT.

Thematisch lag hier schon bisher der Schwerpunkt seiner Tätigkeit, und trotzdem hat auch dieser Abschied von Berlin und Sat.1 wieder symbolischen Charakter. Schließlich war Doetz von Anfang an beim Sender und stellte so etwas wie die personifizierte Kontinuität über 20 Jahre Privatfernsehen dar. Es gebe „im Hause ein paar Leute, die etwas beruhigter sind, wenn sie sehen, dass ich noch da bin“, hatte Doetz vor drei Monaten der taz gesagt. Das war Ende Dezember, die AG-Führung um Neubesitzer Haim Saban hatte eben Sat.1-Programmgeschäftsführer Martin Hoffmann über die Klinge springen lassen. Jetzt reicht es offenbar mit der Kontinuität. Der TV-Konzern, berichtet der aktuelle Spiegel, werde ohnehin mehr vom Mehrheitsaktionär Saban per E-Mail aus Hollywood gemanagt. Und die Kommandos für Sat.1 kommen seit Hoffmanns Abgang eh aus München.

Dass Doetz’ Demission bei Sat.1 natürlich „keinen Abschied auf Raten“ darstelle, beeilt man sich dort nun zu betonen. „Für die ProSiebenSat.1-Gruppe sind die Entwicklung der Digitaltechnik sowie die sich daraus ergebenden regulierungs- und medienpolitischen Entscheidungen von höchster strategischer Relevanz“, sagt unterstützend der Vorstandschef Urs Rohner. Das hört sich prima an, nur ist Rohner selbst längst in Ungnade gefallen und geht zum 30. April.

So richtig erfolgreich, heißt es unter der Hand, sei der Medienpolitiker Doetz auch gar nicht. Von seinem Meisterstück, der Beschwerde bei der EU-Kommission wegen mangelnder Transparenz bei den Öffentlich-Rechtlichen, erwarten Insider keinen allzu großen Effekt. Und Haim Saban hat unlängst wieder klar gemacht, wie er Medienpolitik in eigener Sache zu betreiben gedenkt: durch eine herzhafte Umarmung des sichtlich verdutzten Edmund Stoiber.