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Archiv-Artikel

steffen grimberg Zimmerwarmer Quark

Gut geeignet beim Fernsehen ist ein Stück trockenes Vollkornbrot. Oder gleich das „Morgenmagazin“ mit Hademar Bankhofer

„Das Fernsehen ist heutzutage aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Und speziell in der kalten Jahreszeit sitzen wir wieder öfter und länger vor dem Bildschrim.“ Nein, dies ist kein Auszug aus dem gemeinsamen Brief der ARD-IntendantInnen an die bösen MinisterpräsidentInnen in Sachen Gebührenerhöhung. Sondern die verdienstvolle Einlassung einer verdienstvollen Fernsehgestalt: Willkommen, Professor Hademar Bankhofer.

Nörgler mögen jetzt einwenden, dass der Professor samt Titel aus Österreich stammt und man dort Ehrbezeugungen dieser Art schon für gutes Benehmen oder Verdienste um das Fernsehen bekommt. Aber erstens – da kann man zum Beispiel die Professoren Plog, Reiter, Stolte oder Voss fragen – ist das Phänomen hierzulande auch nicht gänzlich unbekannt. Zweitens ist Bankhofer waschechter Lehrbeauftragter an der Universität Leipzig. Und drittens „Gesundheitspapst“ (Bild), immer donnerstags im ARD-„Morgenmagazin“.

Und was rät der Mann mit dem „permanenten Mitteilungsbedürfnis, und das bereits morgens um sechs“ (Stern)? Jedenfalls nicht beim „Morgenmanagzin“ zu frühstücken: „Beim Fernsehen niemals eine Hauptmahlzeit einnehmen. Wer sich auf den Bildschirm konzentriert, verliert vollkommen den Überblick über die Mengen, die er verzehrt.“ Kennen wir. Da hängt man an den Lippen von Judith Schulte-Loh und all der anderen Strafkompanisten des TV-Journalismus, und schon ist das achte Kaviarbrötchen verputzt. Immerhin: Das schwarze Zeug soll ja gegen Cellulite helfen, sagt jedenfalls Bankhofer.

„Gut geeignet beim Fernsehen ist ein Stück trockenes Vollkornbrot“ – nein, der Gesundheitsexperte meint das nicht als ironische Metapher auf die ARD-Unterhaltungsoffensive. Und Bewegung ist wichtig für „Gesundes Fernsehen im Winter“ schreibt Bankhofer (Winter-Wellness, Kneipp-Verlag, 19,90 Euro): „Ziehen Sie Schuhe und Strümpfe aus. Versuchen Sie während des Fernsehens mit den Zehen des rechten Fußes einen Golfball zu greifen. Dann übergeben Sie ihn, ohne ihn zu verlieren, an die Zehen des linken Fußes.“ Und weil Fernsehen nicht nur Füße und Golfbälle strapaziert: „Legen Sie nach einem langen TV-Abend 15 Minuten lang zimmerwarmen Quark auf die geschlossenen [Achtung, wichtig!, die Red.] Augen.“ Mehr gefällig? Gern: Morgen, „Moma“, 6.00 Uhr, ARD.