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Archiv-Artikel

soundtrack

Inzwischen spielen Ilse Lau weit öfter an (und zuletzt sogar auf) der Elbe als an ihrem Heimatfluss der Weser. Darüber sollte man sich nicht beschweren, denn die Bremer Post-Rocker sprudeln seit Jahren nur so über vor musikalischen Ideen. Wenn man sie dann mal ein halbes Jahr nicht gesehen hat, hat man schon wieder drei Entwicklungsstufen verpasst. Derzeit sind sie gerade an einer etwas trocken-melodischen Phase angelangt, in der auch gesungen wird und die nicht so weit entfernt ist von seligen Slint-Tagen. Natürlich liegt jeder „grundfalsch“, der behaupten wollte, Klez.e hätten irgendetwas mit der Hamburger Schule zu tun. Keine junge Band – schon gar keine aus Berlin – wollte mit einer Reihe alternder Hamburger in einen Topf geworfen werfen, nur weil sie auch deutsch singt. Kann man auch verstehen. Aber dass dann statt „Sterne“ und „Tocotronic“ gleich „Motorpsycho“ und „Radiohead“ als Vergleich herhalten sollen, nur weil man ebenfalls Stromgitarren und manchmal etwas Melancholie verwendet – naja. Leider fehlt dem Kitsch hier die Ironie, die ihn bei Jens Friebe so gut erträglich werden lässt. Aber Kitsch ist ja nicht schlecht, wenn die Gitarren krachen wie bei „Werbefläche Mond“. Kaum ein Rhythmus erzeugt einen wirbelnderen Moshpit als ein zu schnell gespielter Off-Beat. Deshalb geraten Rantanplan-Auftritte schnell zu sehr transpirativen Abenden. Die Hamburger Skapunkband hat eine konditionsstarke Anhängerschaft und nette Text zwischen AJZ-Sozialisation und Love&Hate-Themen. Dass funktioniert mittlerweile seit einem Jahrzehnt zunehmend besser und führte zuletzt dazu, dass Rantanplan ihre nächste Platte in New York in den semi-legendären Cyclon-Studios aufnehmen. Seit Mark Olson nicht mehr bei den „Jayhawks“ rockt, sondern mit seiner Frau Victoria Williams in der kalifornischen Wüste lebt, legt der Mann mehr Wert auf die richtigen Texte, als auf das richtige Feedback. Heute funktioniert fast jeder seiner Songs wie eine Kurzgeschichte von A.L. Kennedy, also wie eine perfekt realisierte Miniaturwelt in der Papierrosenverkäufer oder Chemielaboranten vorkommen. Beschallt werden diese Welten von trockener Americana, die Olson einen guten Namen in der Alternative-Country-Szene eingebracht hat. Mit den Creekdippers, seiner neuen Band, gewinnt das Ganze noch etwas an Groove, dessen Gradlinigkeit jede Gefahr der Verwässerung bannt.GREGOR KESSLERIlse Lau, 3.9., Astra-Stube, 21 UhrKleze.e, 3.9., Fundbureau, 21 Uhr Rantanplan, Square, Muxmäuschenstill, 5.9., Knust, 20 UhrMark Olson & Victoria Williams & The Creekdippers, 3.9., Knust, 20 Uhr