so war‘s (zwei): Weser-Renaissance : Homogenes Ensemble, höchstes Niveau
Am Ende des sechzehnten Jahrhunderts wurde das englische Madrigal derart zur Mode, dass der Komponist Thomas Moorley berichtete, es sei ein Zeichen mangelhafter Bildung, wenn jemand eine Madrigalstimme nicht vom Blatt konnte. Nahezu einziges Thema dieser Blütezeit: Liebe, oft an der Natur gespiegelt und exzentrisch bedichtet. Da wird gestorben, wenn der Kuss ausbleibt, da werden Millionen Tränen vergossen, wenn sich eine Schöne nicht willig zeigt. Welche Fülle von Formen, Stimmungen und Szenen da auf uns zu kommen kann, zeigte das Ensemble Weser-Renaissance im zweiten Konzert seines Zyklus „Musica Britannica“ im kleinen Glockensaal.
Die Madrigale von Thomas Morley, Thomas Weelke, John Wilbye und Orlando Gibbons sind eine solistische Kunst und entfalten nur so aufgefasst ihre höchsten Reize. Die nuancenreichen Sopranstimmen von Susanne Rýden und Constanze Backes, der die Mittelstimme tragende Alt Detlev Bratschke, der klangschöne Tenor Jan van Elsacker und der unverwüstliche und stimmstarke Harry van der Kamp bildeten ein homogenes Ensemble höchsten Niveaus.
Nach wie vor stammen die besten nachgebauten Virginale und Cembalos der Welt aus der Werkstatt des Bremers Martin Skowroneck: Wunderbar, dass hier ein Virginal zu hören war, auf dem Jörg Jacobi Stücke aus dem „Fitzwilliam Virginal Book“ interpretierte. Bestens ergänzten Annette John, Mareike Hug und Tanja Peemöller mit ihren vielen Blockflöten das von Manfred Cordes so sorgfältig ausgewählte Programm: Die Instrumentalmusik der Zeit zeigt ihrerseits mit komplizierten Kombinationen einen aufregend experimentellen Charakter.
Ute Schalz-Laurenze
Das nächste Konzerte des Zyklus „Musica Britannica“: 27.2., Glocke