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Archiv-Artikel

silke burmester Nadel, Apfel, Fahrrad

Vom ältesten Gewerbe der Welt, dem schweren Schicksal der D-Klasse-Promis und den dicken Autos der Luden

Wenn Frauen anschaffen gehen, ist es oft das Schwierigste auszusteigen. Häufig ist diese Dienstleistung die einzige, die sie beherrschen, der Freundeskreis außerhalb der Prostitutionsszene hat sich über die Jahre aufgelöst, und das Selbstwertgefühl ist eh ganz unten.

Ein D-Klasse-Promi zu sein, muss sich ähnlich bedrückend darstellen. Die öffentliche Anerkennung kommt nicht über die qualitativ hochwertige Leistung, sondern darüber, dass man Dinge tut, für die sich andere zu schade sind. Nadja Abd El Farrag tut seit Jahren Dinge, für die sich andere zu schade sind. Sie ließ sich von Dieter Bohlen jahrelang als treudoofes Hausmütterchen vorführen und öffentlich verhöhnen, moderierte die Erotikshow „Peep“, hatte eine Liäson mit Ralph Siegel und ließ im TV ihre Brüste auswiegen. All das tut sie, um so etwas wie ein Star zu sein und ihr Leben nach Luden-Dieter zu finanzieren. Dazu gehört auch das Buch, das sie als Replik auf Bohlens denunziatorische Offenbarungsbibel verfasst hat. Ihre Biografie „Ungelogen“, die sich rund 90.000-mal verkaufte. Nadja Abd El Farrag, von ihrem ägyptischen Vater streng erzogen, hängt derweil an den Plakatwänden der Hamburger Verkehrsbetriebe. Eine Werbung fürs Lottospielen. Zu sehen ist das Cover ihres Buches und darüber der Slogan der Lotto-Gesellschaft „Machen Sie lieber Kreuzchen!“. Die Botschaft der Werber, die den Claim schon vorher originell bebilderten: Es gibt viele erniedrigende Wege, an Geld zu kommen, machen Sie es sich leichter. Man muss kein Fan von Frau Abd El Farrag sein, um hier eine Form von Beleidigung zu entdecken, die schon an die Verletzung der Persönlichkeitsrechte heranreicht. Hatte man bislang den Eindruck, die Frau müsse in ihrer Selbstdarstellung vor sich selbst geschützt werden, beschleicht einen nun das Gefühl, sie vor anderen in Schutz nehmen zu müssen. Vielleicht sollten die patriarchalen Mechanismen der Prostitution einen viel größeren Anteil bei der Betrachtung der Prominenten-Vermarktung haben. Denn während man das Lotto-Plakat als unfassbare Erniedrigung wahrnimmt, freut sich der PR-Berater von Frau Abd El Farrag, Arne Platzbecker, über die „Kooperation“ mit der Lotto-Gesellschaft. Die Luden fahren immer die dicksten Autos.