sebastian deisler : Feine Vorlagen
Thimothee Atouba, Linksverteidiger beim HSV und manchmal ein Spieler, der den Gegner durch atemberaubende Technik gerne schwindelig spielt, ist diesmal selbst vom Platz getorkelt. Dass der Kameruner nicht ganz schwindelfrei ist, hat ihm Sebastian Deisler in nur einer Halbzeit gezeigt.
Deisler, mit Spielfreude aufgeladen und in der zweiten Halbzeit auf die rechte Mittelfeldseite des FC Bayern beordert, wuselte Atouba dermaßen vor der Nase herum, dass dieser nicht nur beim ersten Gegentor das Verteidigen vergaß. Beide Münchner Treffer wurden mit direkten Vorlagen in die Spitze von Sebastian Deisler vorbereitet und markierten eine ziemlich spektakuläre Rückkehr des seit acht Monaten Vermissten. Nebenbei entspricht Deisler auch noch am ehesten dem bei den Bayern gesuchten Spielertyp eines Gestalters. Unter Druck setzen will den labilen Charakter, der es wieder einmal schaffte, sich schön in Szene zu setzen, dennoch niemand. „Wir sind froh, dass er wieder da ist, aber man darf die Wende im Spiel nicht nur an einem oder zwei Spielern festmachen. Die Medien sollen sich nicht direkt wieder auf ihn stürzen und ihn in die Nationalmannschaft reden, sondern ihn erst mal bei uns kicken lassen“, fand Bayerns Stürmer Roy Makaay nach dem Spiel in der Hamburger Arena.
Freuen durfte sich der 36-fache deutsche Nationalspieler nach seiner sechsten Knieverletzung und der psychischen Regeneration natürlich trotzdem: „Schöner geht’s nicht, ich konnte der Mannschaft helfen. Aber ich bin kein Beckham von der Spree, schaffe noch keine 90 Minuten und denke auch noch nicht an die Nationalmannschaft“, machte der sensible Matchwinner deutlich, dass er noch Zeit braucht bis zur Vollzeitkraft. Daran, dass er dies eines Tages wieder werden wird, daran ließ Manager Uli Hoeneß keinen Zweifel: „Wir haben ihn in seiner ganzen Zeit bei uns gestreichelt.“
Wenn Sebastian Deisler sich künftig mit weiteren solchen Auftritten bei seinem Arbeitgeber bedankt, wird es sich dieser überlegen, allen seinen Angestellten so eine besondere Pflege zukommen zu lassen. Allerspätestens dann wird Bundestrainer Joachim Löw die Qual der Wahl für die deutsche Mittelfeldbesetzung haben. FOG