schurians runde welten : Arena zum Wegschädeln
„Wenn ich tatsächlich den Hals nicht voll kriegen könnte, wäre ich nicht mehr hier!“ (Jens Nowotny)
Einem geschenkten Gaul niemals ins Maul glotzen – also habe ich ihnen geglaubt, den Agenturfanfaren der Vorweihnachtszeit. Wie ein Kind vor der Bescherung habe ich es mir ausgemalt: Sah einen Sessel mit Fußbank, einen Farbfernseher mit Bild-im-Bild-Technik und von Stadionklängen erfüllte Nachmittage. Und wer ließ mich vom Flimmerschlaraffenland träumen? Die wunderbare Bundesliga samt Deutschem Fußballbund.
Dessen Vereinsfunktionäre hatten am 21. Dezember nicht den Pfennigfuchsern von Premiere die Bundesligarechte zugesprochen, sondern einer Bietergruppe namens Arena zusammen mit dem Deutschem Sportfernsehen und ARD/ZDF. Als es heraus war, lief ich für Stunden mit hochgerissenen Armen durchs Büro, genoss den Triumph eines Fußballfans mit Kabelanschluss. Als eine Agentur meldete, den Bilderlieferanten sei auferlegt, von ihren Kunden nicht mehr als 20 Euro pro Saison zu verlangen, bestellte ich eine Redaktionsrunde und schädelte mich weg.
Ab nun sollte es Rosen regnen, Vollrausch und eine Wiedergutmachung an einem geschundenen Zuschauer. Aber wie soll sich Bundesligafernsehen rechnen, wenn jedes Livespiel mit Kameras, Team und Übertragungswagen hunderttausend Euro verschlingt, wenn die Fußballclubs im Jahr hunderte Millionen Euros von dem Rechtebesitzern kassieren? Mit meinen Eineurofuffzig im Monat wird es kaum gehen. Ich hätte es ahnen können, aber ich dachte gar nicht daran!
Seit Jahrzehnten werde ich gequält von den Fernsehgewaltigen, die dank meiner GEZ-Gebühren mit Menschengroßhändlern Verträge machen, die vor meinen wutroten Augen jeden Samstag in der leeren Bördelandhalle einen kaukasischen Kampfklops auf einen von der Südhalbkugel hetzen. Das einzige Gute an den Boxstallnächten: Die öffentlich-rechtlichen Sportreporter entlarven sich mit Pomade und Frack als schmierige Gauner – auf Augenhöhe mit Don King.
Lieber glaubte ich an Gerechtigkeit und die Zeitenwende: Mit Arena sollte alles anders werden, eine Art Studiticket für den Fußball, Bundesliga für alle, wie im AStA, als das Gute noch möglich schien.
Der Kater war fürchterlich. Denn Arena ist nichts weiter als der verspätete Versuch, die Satelliten-Zuschauer zu verkabeln und der Familie der Gebührenzahler einzuverleiben. Was ARD und ZDF die Möglichkeit gibt, noch mehr Deals mit Boxbuden, Biathlonverbänden oder Biermarken abzuschließen. Am allerschlimmsten: Arena wird für Bundesligafernsehfußball wirklich nur 20 Euro kassieren – im Monat.