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Archiv-Artikel

schurians runde welten Schöne Schlappschwanzsätze

„Wenn man in der Vorbereitung jedes Spiel gewinnt und dann mit breiter Brust nach Kaiserslautern fährt, dort aber dann 2:0 verliert, dann fällt alles in Schutt und Asche.“ (Mirko Slomka)

Ich weiß auch nicht, warum Filme mit Michael Douglas diese besondere Wirkung auf mich haben. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit der nordamerikanischen Ausgabe von Fritz Wepper und den Straßen von San Francisco aufgewachsen bin. Nach einer umweltbesorgten „China Syndrom“-Ära, der kapitalismuskritischen „Wall Street“-Periode der achtziger Jahre und einer dann eher nihilistischen „Falling Down“-Phase denke ich nun oft und gerne an einen Douglas-Streifen namens „Enthüllung“ – nicht zuletzt deshalb, weil es kaum einen Film gibt, der im deutschen Fernsehen häufiger wiederholt wird.

Hier spielt der cockerhaarige Schauspielersohn einen saloppen Computerkonstrukteur, dem Demi Moore dermaßen an die Wäsche will, dass er in seinem Millionendollarhaus mit Milliardenblick seiner angetrauten Hausquäkerin nebst Kindern und mexikanischer Haushälterin einen Schlappschwanzsatz vorwinselt, der sich in meinem Sprachzentrum festgesetzt hat wie ein Scooter-Ohrwurm aus dem plärrenden Radiowecker.

Dozent Douglas sagt also, dass sexuelle Übergriffe immer etwas mit Macht zu tun hätten und heult dazu wehklagend auf: „Und ich? Wann hatte ich jemals Macht?“ Dann trollt sich der Grübchenträger aus seiner Villa – das heißt, Douglas öffnet die Verandatür zu einem weitläufigen Berggarten, schaut feuchten Auges auf traumschönes Wasser, Berge, Seattles Großstadtlichter und trinkt dazu sein Bier mit solchem Hundeblick, dass man den Möchtegernmachtlosen fast knuddeln möchte.

Trotzdem verliert Michael Douglas langsam an Reiz. In Sachen Mitleidsbonus wird er abgelöst von Mirko Slomka, dem neuen frühergrauten Cheftrainer des FC Schalke 04. Im Aktuellen Sportstudio wurde dieser Pan-Tau des Fußballs gefragt, warum er jetzt auf gleich in das nächtliche Chefsesselangebot bei den Königsblauen eingeschlagen habe, statt wenigstens eine Nacht darüber zu schlafen, sich mit Freunden oder Familie zu beraten?

Slomka sagte daraufhin einen ähnlich naiven wie folgenschweren Satz zu ZDF-Moderator Michael Steinbrecher: „Wenn jemand wie ich gefragt wird, den FC Schalke 04 zu trainieren, dann muss ich darüber nicht mehr lange nachdenken.“ Na dann, Glück Auf!

22.1. Bochum – Saarbrücken

Vielleicht ist Slomkas offenherzige Art aber auch einem tschechischem Naturell geschuldet, dem braven Schwejk in uns allen, der auch beim VfL Bochum längst seine Runde macht. Etwa Filip Trojan, der sich die Rückserie schon einmal geographisch vorsortiert hat: „Die ersten vier Auswärtsspiele, drei im Osten, werden zur Nagelprobe.“ Bescheiden wie Slomka bereitet sich Trojan auch auf die Weltmeisterschaft vor: Er zapfe alle Stellen an, um an Karten für Spiele der Tschechen zu kommen, sagte er der Sportpresse.

Noch bescheidener ist Teamkollege Pavel „Doktor Sek“ Drsek. Gerade hat sich der Abwehrregisseur im heimatlichen Kladno ein Haus gekauft, in dem Viertel in dem er aufwuchs, zuvor konnte er sich über die Geburt eines Sohnes freuen. Ob der Kopfballstratege nun plane einen Baum zu pflanzen, fragten ihn Kollegen? „Nein, der passt nicht mehr in meinen Garten!“ Ist das süß.