schurians runde welten : Die schlimmsten Fußballbilder
„Vielleicht habe ich einen Moment zu lange nachgedacht und war dann nicht mehr voll konzentriert.“ (Klemen Lavric, Duisburg)
Da stockte Steffen Simon, bat die Zuschauer um Entschuldigung, weil er abgelenkt sei und die Szenen deshalb nicht mehr kommentieren könne. Aber, so lockte der Sportschaumann, er wisse halt, was gleich komme: „Die schrecklichsten Bilder“, die er im Fußball je gesehen habe.
Mal abgesehen davon, dass Simon nebenbei enthüllte, was schon lange zu vermuten war: Dass nämlich Sportkommentatoren ihre Bundesligaberichte üblicherweise so ahnungslos vertonen wie Lichtspielpianisten Stummfilme. Wir es also nicht mit Spielanalysen zu tun haben, sondern mit Klangteppichen. Abgesehen davon, zeigt Simons Sensationsgebrüll zu einer Kollision von Knie mit Kopf, wie sehr sich der Fernsehsport im Funkturm eingemauert hat. Wie nur noch Verwertungsinteresse im Oberstübchen des Fußballfilmverkäufers anzutreffen ist.
Denn die unbeabsichtigte Kniegrätsche von Stuttgarts Martin Stranzl hat die Gesichtsknochen von Werder-Keeper Andreas Reinke ja tatsächlich brechen lassen. Die Bilder vom Blut des Bremer Torwarts in Super-Zeitlupe, die sind nicht schlimm, für nichts und niemanden. Im Gegenteil: Sie sind Geschäftsgrundlage für Neugiermedien.
Die schlimmste Szene, die ich im Fußball je sah, liegt kein Jahr zurück. Auch das ein Zusammenstoß von Torwart und Feldspieler. Letzterem verdrehte es dabei derart extrem das Knie, dass an Fußballspielen nicht mehr zu denken ist. Für mich war es auch deshalb übel, weil mich der Verunfallte zuvor gebeten hatte, für ihn einzuspringen. Ein Hexenschuss hinderte mich. Ach ja, Bilder davon gibt es keine.
11.2. Bielefeld – Stuttgart
Nicht wegen Sünder Stranzl gehen wir in die Schüco-Arena. Doch weil sich am Spieltag alle anderen NRW-Bundesligisten duellieren, können wir nur in Ostwestfalen parteiisch sein. Sie sind dort aber auch zu niedlich, wenn sie sich ärgern! Weil Artur Wichniarek in der Schlussminute das leere Mainzer Tor verfehlte, ist die Vereinsspitze außer sich. Und vom zornigen Trainer Thomas von Heesen fällt ein Satz, der diese Kolumne wunderbar abrundet: „Wenn es nicht so schlimm wäre, wäre es ja noch lustig.“