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Archiv-Artikel

schmickler macht ernst Gaga Laga

WILFRIED SCHMICKLER: Der Mann mit der Axt holzt für die taz

Heute erzähle ich Euch einmal ein Märchen. Es handelt von dem schönen Städtchen Leverkusen, jener großen Apotheke an der Stadtgrenze zu Köln. Also: Es war einmal vor circa 80 Jahren in einer Zeit, als es noch keine Umwelt gab, aber dafür um so mehr Hochwasser. Da haben die in Leverkusen den ganzen Abfall der Bayer AG, die hieß damals noch IG Farben, aber das darf heute keiner mehr wissen, da haben die den ganzen giftigen Abfall einfach ans Rheinufer gekippt. Die haben sich gedacht: lieber langfristig vergiftet, als kurzfristig ersoffen. Und so ist am Rheinufer in Leverkusen bis 1945 die größte Giftmülldeponie der Welt zusammengekippt worden. Sage und schreibe drei Millionen Tonnen an Substanzen, von denen bis heute keiner weiß, was die eine mit der anderen so treibt.

Und nach dem Krieg, als die Deutschen wieder mehr Lebensraum im Westen brauchten, weil das im Osten bekanntlich nicht so richtig hingehauen hat, da hat man dann den ganzen Dreck mit ein bisschen Muttererde zugeschüttet und Häuser drauf gebaut. Und natürlich ein Krankenhaus. Für die Leute, die in den Häusern gewohnt haben.

Und 1987, als das Krankenhaus mittlerweile voller war als die Häuser, da hat man die Häuser dann wieder abgerissen. Und seitdem wurde da aufgeschüttet und abgedeckt und wieder aufgeschüttet und wieder abgedeckt, bis heute wurden insgesamt 110 Millionen Euro aufgeschüttet und abgedeckt.

Tja, und dann hat man das Ganze schön bepflanzt und deshalb gibt es seit voriger Woche in Leverkusen die Laga, die Landesgartenschau. Und die produziert so putzige Schlagzeilen wie: „Das Rheinufer in Leverkusen hofft auf rosige Zeiten“. Na, dann wollen wir mal hoffen, dass die Zeiten am Ende nicht einfach nur rissig werden.