schlossplatz for ever : Neue Berliner Debattenkultur
Wie hätten Sie’s denn gern auf dem Schlossplatz: grün oder weiß? Historisch oder modern? Laut oder leise? Jetzt ist der richtige Augenblick, sich in die Debatte um die nahe Zukunft dieses wichtigsten Platzes Berlins einzumischen. Soll vorübergehend ein Rasen hin oder eine Wolke? Ein weißer Kubus oder eine Infobox? Soll das Humboldt-Forum mit Schlossfassade bald gebaut werden oder erst, wenn die Finanzierung steht? Jeder darf sagen, was er will. Je prominenter die Stimmen indes, desto größer die Chance, dass sie gehört werden.
KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB
Der Schlossplatz ist seit dem Mauerfall zum Symbol der Meinungsfreiheit geworden. Nachdem jahrelang um den Palast der Republik und das Schloss gerungen wurde, geht es nun darum, wie der Platz zwischen Abriss und Neubau bespielt wird. Ob mit Rasen oder mit mehr. Zwar dürfte die Wolke, die von den Machern der Zeitschrift Monopol lanciert wurde, von Beginn an eine Luftnummer gewesen sein, immerhin jedoch wurden plötzlich Alternativen diskutiert, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt. Jetzt profilieren sich etliche Berliner VIPs mit neuen Varianten, was mit dem „leeren Raum“ geschehen soll. Auch wenn sie kaum Aussicht auf Erfolg haben, ihn nicht einmal anstreben, auf eines kaprizieren sich alle: Es fehlt ein Ort für zeitgenössische Kunst.
Vielleicht aber fehlt der Stadt – sobald der Schlossplatz bebaut ist – vor allem ein Ort der Debatte. Das wäre der eigentliche Verlust, den es zu bedauern gilt.