ruhrwasser : Ruhr ist nicht r(h)ein
„Wir sind längst zu einem Land zusammengewachsen“ - behauptete Ministerpräsident Jürgen Rüttgers an NRWs 60. Geburtstag. Für das Trinkwasser stimmt das nicht: Am Rhein steht eine moderne Kläranlage neben der nächsten. An der Ruhr verzichten viele Wasserwerksbetreiber weiterhin auf den Einsatz von Aktivkohlefiltern. Die sind aber das wirksamste Mittel gegen chemische Verbindungen wie PFT. Das geben Ruhrverband und Wasserwerksbetreiber sogar zu: In Arnsberg – dem Ort mit dem höchsten PFT-Gehalt im Wasser – wurde ein Aktivkohlefilter eingebaut.
KOMMENTAR MIRIAM BUNJES
Weil es keine Chemieindustrie an der Ruhr gibt, sind Filter gegen Chemikalien dort nicht nötig, argumentieren die Vertreter der Wasserwirtschaft. Diese Sicht greift zu kurz: Heutzutage werden in auch in Privathaushalten unzählige Chemikalien verwendet. Das Ruhrgebiet ist der größte Ballungsraum Europas. Die kommunalen Kläranlagen müssen nicht nur die Abwässer von fünf Millionen Einwohnern klären, sondern auch von dutzenden Krankenhäusern. Zudem ist Umweltkriminalität leider nicht so selten, dass sie bei der Wasseraufbereitung nicht einkalkuliert werden muss.
Am Rhein wären Gifte wie perfluorierte Tenside gar nicht erst ins Trinkwasser gelangt: Alle Anlagen filtern mit Aktivkohle und danach noch einmal chemisch mit Ozon. Eine solche Ungleichheit darf keine Landesregierung erhalten. Mit dem Landeswassergesetz kann das Land Anlagenbetreiber zwingen, auf dem neusten Stand der Technik zu arbeiten. Voraussetzung: Es gibt Anhaltspunkte, das sie schlecht arbeiten. Fakt ist: Gegen Chemikalien wird an der Ruhr schlechter gearbeitet. Der PFT-Skandal zeigt, dass Chemikalien auch in Gewässern ohne Bayer-Fabriken und Schiffsverkehr auftauchen können. Daher muss Umweltminister Eckhart Uhlenberg (CDU) die Wasserwirtschaft zur Modernisierung zwingen – auch wenn das wegen der kommunalen Trägerschaft des Ruhrverbands Zoff mit der eigenen Partei bedeutet.