rolle seitwärts – turnfestübungen (2) :
„Berlin bewegt uns“, so lautet das Motto des Internationalen Deutschen Turnfests, zu dem sich mehr als 100.000 bewegungsfreudige Menschen in der Hauptstadt eingefunden haben. Die meisten von ihnen betreiben Sport um der Gesundheit willen. Das weiß natürlich auch der Deutsche Turner-Bund, der jede Bevölkerungsgruppe einzeln in Bewegung bringen möchte. So können sich Frauen beispielsweise am Frauen-Info-Point auf dem Messegelände über Frauenturnen informieren. Die Kinder und Jugendlichen wiederum können sich in der „Tuju“-Halle“, der Halle der Turnerjugend, vorführen lassen, wie spaßig Turnen doch sein kann. In der „Tuju-Halle“ gibt es auch einen Stand der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die ist ganz glücklich darüber, dass sie über die Turnvereine an die Jugend Deutschlands herankommt, um sie vor den Gefahren von Alkohol sowie anderen Drogen warnen zu können. Keine zehn Meter weiter wiederum hat die Bayerische Turnerjugend ihren Infostand aufgebaut. Wer will, kann sich hier in der ausschließlich in Bayern ausgeübten Turndisziplin des Maßkrugschiebens versuchen. Dabei soll ein Bierseidel derart gefühlvoll über eine Tischplatte geschoben werden, dass er nach etwa 1,2 m zum Stehen kommt, wofür es satte 50 Punkte gibt; kommt der Krug davor zur Ruhe, gibt es entsprechend Abzug; schießt er über das Ziel hinaus, gibt es null Zähler. Was das mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu hat? Nichts. Es passt nicht zusammen. Andererseits: Ganz so schlimm ist die bajuwarische Turndisziplin, die das Gefühl für Trinkgefäße trainieren soll, auch wieder nicht. Denn der Maßkrug ist leer. Nicht einmal beim Erreichen der vollen Punktzahl wird er gefüllt. ARUE