reformationstag : Lutherstadt Berlin
Zuerst die gute Nachricht: Gestern Abend kam Eric Tills Heldenepos „Luther“ in die Kinos, auch in die der Hauptstadt.
Kommentar von UWE RADA
Nun die schlechte Nachricht: Die Berliner konnten nicht in die Spätvorstellung, weil sie heute nicht ausschlafen dürfen. Das unterscheidet sie ganz erheblich von ihren Brüdern und Schwestern im Umland. Zumindest von denen, die dort arbeiten. Anders als in Berlin ist in Brandenburg heute Reformations- und damit Feiertag. Selig sind die Brandenburger, derweil die Berliner in der Hölle schmoren.
Die Rettung heißt: Länderfusion. Die Berliner Fraktionsschefs der SPD und PDS, Michael Müller und Stefan Liebich, haben bereits deutlich gemacht, dass Gläubige wie Häretiker der Fusion nur zustimmen, wenn die Brandenburger keinen Feiertag verlieren, sondern die Berliner einen dazugewinnen.
Das ist logisch, wirft aber Fragen auf. Was, wenn die christdemokratische Generalität „Njet“ sagt? Wollen Müller und Liebich dann IG-Metall-Chef Jürgen Peters engagieren, damit der auch mal in Berlin zeigen kann, was eine organisierte Kampagne ist?
Oder soll der Reformationstag von der Kanzel herab erkämpft werden? Friedrich Schorlemmer und Wolfgang Huber mit Luther-Bibeln vor den Kirchen? Nur: Wen würde das interessieren?
Am besten ist, wir schicken ein kleines Reformationskommando auf den Wittenberger Bahnhof. „Lutherstadt“ wird dort kurzerhand abgeschraubt und am Lehrter Bahnhof angebracht, sodass auch der letzte Ungläubige weiß, wo er ist: Lutherstadt-Berlin-Hauptbahnhof- Lehrter-Bahnhof.
Der Rest ist einfach. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Da wird ja wohl auch ein Feiertag zu schaffen sein.