■ WIEDER EIN MAFIABOSS IN NEW YORK VERURTEILT: "Little Al" und "Big Pete" packten aus
„Little Al“ und „Big Pete“ packten aus
New York (ap) — Der Boß einer der größten und gewalttätigsten Mafiafamilien in New York ist am Montag von einem Geschworenengericht des Mordes und der Beteiligung an organisiertem Verbrechen in zahlreichen Punkten für schuldig befunden worden. Dem 58 Jahre alten Vittorio „Vic“ Amuso droht nun eine lebenslange Gefängnisstrafe. Er ist bereits der zweite Mafiaboß, der in diesem Jahr in New York abgeurteilt wurde.
Amuso, der Chef der sogenannten Lucchese-Familie, mußte sich vor einem Bundesgericht im Stadtteil Brooklyn verantworten, die Geschworenen blieben aus Sicherheitsgründen anonym. Die Laienrichter fanden ihn in allen 54 Punkten der Anklage für schuldig. Die Ermittlungen gegen ihn nahmen konkrete Gestalt an, als die Bundeskriminalpolizei FBI Fälle von Betrug in der Industrie in New York untersuchte, die das Auswechseln von Fenstern beherrscht. Dabei wurden auch zahlreiche Straftaten in den Branchen Spedition und Luftfracht, im Baugewerbe und bei der Müllabfuhr aufgedeckt.
Die Staatsanwaltschaft beschrieb Amuso als einen besonders brutalen Menschen, der öfter zum Mittel des Mordes gegriffen habe. Nach Angaben der Polizei rückte er 1986 an die Spitze der Lucchese-Familie, nachdem deren Oberhaupt Anthony „Tony Ducks“ Corallo verurteilt worden war. Als 1990 Anklage erhoben wurde, tauchte Amuso zusammen mit seinem Mitarbeiter Anthony „Gaspipe“ Sassco unter. Im Juli vergangenen Jahres wurde er in Philadelphia aufgespürt, Casso ist noch flüchtig. Im Prozeß traten „Little Al“ D'Arco und „Big Pete“ Chido, der einen von Amuso befohlenen Mordanschlag überlebte, als Kronzeugen gegen ihn auf.
Vor Amuso war in diesem Jahr in New York schon der Mafiaboß John Gotti, Chef der Gambino-Familie, zahlreicher Verbrechen für schuldig befunden worden. In seinem Fall soll das Strafmaß am 23. Juni verkündet werden, im Verfahren Amuso steht noch kein Termin fest.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen