: "Liebe taz..." Rechter Sumpf - betr.: Artikel und Leserbriefe zum "Torfsturm"-Film
Betr.: Artikel und Lesebriefe zum „Torfsturm“-Film
Ich glaube, ich war in einem anderen Film. In Findorff gibt es seit langem eine rechtsextreme Gruppe Jugendlicher. So recht weiß keiner was mit ihnen anzufangen, geschweige denn, sie von der Unsinnigkeit ihres Tuns abzubringen. Versuche durch Beirat und Jugendamt gab es jedenfalls genug. Dagmar Gellert macht den Rechtsextremismus bei Jugendlichen zum Thema. Sie sucht Ursachen und kommt zu erschreckenden Schlußfolgerungen. Angepaßtheit und Sehnsucht nach heiler Welt und bürgerlicher Wohlanständigkeit auf der einen, Gewaltbereitschaft auf der anderen Seite. Nicht ausgrenzen, sonder die (verbale) Auseinandersetzung suchen, ist der Anspruch des Films. Widersprüche im rechten Weltbild gibt es genug. Da werden zum Beispiel Lieder der „Toten Hosen“ mitgegrölt, die nun wahrlich nicht ins so vertraute Schema passen, ja sich aktiv gegen den rechten Sumpf wehren.
Dieser Film ist wichtig und muß gezeigt werden, im „Kino 46“ und anderswo. Wer lediglich einer Ignorierung und Ausgrenzung im Stile von „Nazis raus“-Parolen das Wort redet, sollte schon sagen, wohin mit Rechtsextremen aller Schattierungen. Die fatale Komintern/KPD-Parole des Jahres 1932 „schlagt die Faschisten wo ihr sie trefft“ schließt sich doch wohl aus.
Der Film von Dagmar Gellert fördere Verständnis für faschistische Gewalttäter, sei verharmlosend, heißt es. Das Gegenteil ist der Fall. Hier wird Ursachenforschung betrieben und das selbstverständlich auch mit dem Ziel, die Jugendlichen für einen anderen Weg zu gewinnen.
Peter Reinkendorf
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