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"Liebe taz..." Beschäftigungspolitische Katastrophe - betr.: Kommentar "Traurige Schulen", taz vom 24.4.1997

Betr.: Kommentar „Traurige Schulen“, taz vom 24.4.97

Auch wenn ich den Artikel mehrfach lese, wird für mich nicht deutlich, welche sachliche Aussage darin steckt!

1. Wird das Datum des Streiks, 30.4.97, kritisiert? Etwa mit der Begründung „die faulen Lehrer wollen sich noch ein paar Kurzferien verschaffen“? Soviel Polemik wäre der taz unwürdig!

Zur Info.: Der Bremer Westen hat den bewegl. Ferientag z.B. nach Himmelfahrt.

2. Soll das Obrigkeitsdenken in der Behörde und den Schulen kritisiert werden? Das kann ich nachvollziehen!

3. Oder soll die GEW beschimpft werden? Die GEW besteht aus einzelnen Mitgliedern, LehrerInnen. Bei LehrerInnen gibt es ebensoviele gute oder schlechte wie bei Journalisten und anderen Berufen – oder Herr Wolschner?

4. GrundschullehrerInnen arbeiten heute 26, 20, 14 Std. laut Vertrag. Die meisten arbeiten immernoch mehr ohne Entgeld, um Klassen zu führen, Ausflüge und Feste zu gestalten, Teamgespräche mit KTH , Erziehungsberatung , Familientherapie, Stadtteilschule , Ergo- und Psychotherapeuten einzuleiten, für eine ständig wachsende Zahl gestörter Schüler!

Warum wird das in der Öffentlichkeit und in den Medien nie erwähnt? Ist es die Angst jedes Einzelnen vor unserer oft so „kaputten“Gesellschaft?

5. Ist es sinnvoll NachwuchslehrerInnen weiter in die Arbeitslosigkeit zu entlassen, dafür aber 55jährigen LehrerInnen den Altersbonus zu entziehen ? Ich halte das für eine beschäftigungspolitische Katastrophe – oder werden Lehrerarbeitsplätze anders bewertet als sonstige Berufszweige?

Angelika Tolle-Herlyn,

Lehrerin an der GS Pulverberg, Mitglied im Arbeitskreis Grundschule, Mitglied der GEW und noch Abonnentin der taz.

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