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"Alle Menschen sind Ausländer - fast überall"

■ betr.: "Nachschlag für Willy Brandt in bagdad", taz vom 9.11.90

betr.: „Nachschlag für Willy Brandt in Bagdad“,

taz vom 9.11.90

Seit dem 3.Oktober sind die Deutschen wiedervereinigt, am 9. November gedenken sie, und auch die taz, des ersten Jahrestages ihrer „Revolution“. Das Jahr 1938 scheint längst vergessen, statt dessen gilt der Spruch: „...und morgen die ganze Welt“.

Dieser Eindruck drängt sich mir zumindest auf, wenn ich lese, Saddam Hussein habe „die Ausreise von 100 Deutschen und 20 Ausländern gestattet“.

Jeder Mensch ist fast überall Ausländer, nur Deutsche sind überall zuhause, jedenfalls im Irak (könnte man da eine Art Identifikation mit dem Diktator vermuten?). Und „linkes Selbstverständnis“ rechtfertigt jede diskriminierende Gedankenlosigkeit, ne?! Volker Bracke, Erlangen

„Alle Menschen sind Ausländer — fast überall!“ — nur Deutsche nicht, lehrt uns die taz auf Seite 1; Deutsche sind nie Ausländer, sondern immer Teutsche, egal wo auf der Welt: „...nachdem dieser (Saddam Hussein) am Vortag die Ausreise von 100 Deutschen und 20 Ausländern gestattet hatte.“

Nationalismus ist vielleicht ein zu starkes Wort für die Haltung, die zu solcher Darstellung führt, aber solcher „Germanozentrismus“ ist bestens geeignet, dem Nationalismus den Boden zu bereiten, und da ich noch glaube, daß die taz das nicht will, bitte ich Euch, demnächst nicht mehr jeden Agenturscheiß einfach so abzudrucken. Theodor E.Holtendoop, Emmerich

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