press-schlag : Am Saisonende schlägt die Stunde der Kneipenluftverpester
Abstiegskrimi unter freundlicher Mithilfe von Elmar Gunsch
Die belegte Zunge von Marko Topic, mit der er nach dem ersten Tor ausgelassen die Kameralinse ableckte, hat mir eigentlich schon wieder gereicht. Klar, so nah werde ich Topics bibberndem Zäpfchen nie wieder kommen, schließlich habe ich nicht vor, ihn zum Essen einzuladen, geschweige denn, ihn zu küssen, und außerdem verschwindet er mit seinen Cottbusern ja ohnehin in die zweite Liga. Soll die doch seine Geschmacksknospen zählen.
Aber beim Abstiegskrimi (im Gegensatz zur Aufstiegsschmonzette) wird einem nach der beschwerlichen Saison doch wieder bewusst, was man eigentlich Woche für Woche miterlebt hat, und vor allem, wo: Jetzt, da es draußen wärmer und frühlingsfrischer wird, besteht die Luft in den nachbarschaftlichen Konferenz-Übertragungskneipen immer mehr aus dicken, biergelben und schweißfarbenen Bakterien und immer weniger aus dem, was Gewinner atmen. Und wenn man sich ein paar Brisen dieser Testosteron-Kneipenluft abfüllen und beispielsweise zum Analysieren ins Tropeninstitut schicken würde, käme bestimmt heraus, dass in diesem Milieu nicht mal SARS überlebt.
Apropos Überleben. Für Bielefeld sieht’s schlecht aus, und wenn mir die noch relativ egal sind, so hab’ ich mich doch heimlich gefreut, weil auch die Herthafrösche quasi wieder ins Pielepockenstadium zurückgeschossen worden sind. Das passt zur Hauptstadt wie Preetz auf die Bank: Keine Kohle in der Kasse, kein echter Sommer, und die lokale Mannschaft macht schlapp und verkaufte ihren Basti-Fantasti lieber an die langweiligen und ewigen Gewinner, über die hier kein Wort verloren werden soll (nebenbei auch nicht darüber, dass Schalke einen Spieler zu wenig zu haben scheint. Hat sich Wilmots vielleicht verzählt? Sind das wirklich ELF Freunde? Wann immer jemand in den letzten paar Spielen hätte schießen müssen, stand da, wo der Torschütze stehen sollte, niemand.)
„Auf Wiedersehen Hertha“ grölten – zur Herthapielepockenniederlage passend – ungefähr drei Tonlagen unter ihrer normalen Sprechstimme einige Kneipenluftverpester neben mir beim 0:2, das die Berliner von den echten Luftverpestern, aus der VW-Stadt nämlich, reingedrückt bekamen. Wie kommt das, fragte ich da in meine Apfelsaftschorle, die ich neuerdings trinke, um nicht zu enden wie die anderen, dass Männer beim Fußball immer in die Tonlage reinrutschen, in der man klingt wie ein besoffener Elmar Gunsch? Vielleicht weiß Elmar Gunsch das. Werde ihn mal fragen. JENNI ZYLKA