press-schlag : Warum nicht mal Hansa Rostock als Meistertipp?
Bayern München als Titelkandidat ist so langweilig wie die Absahnerei einer Riesen-Hollywood-Produktion bei den Academy Awards
Nicht, dass man die Wochenenden nicht auch so rumgekriegt hätte. Schlafen oder Bier trinken geht schließlich immer, außerdem haben die Kaufhäuser neuerdings samstags bis spätabends geöffnet, sodass man dort den ganzen Tag herumschleichen, Parfüms testen und Umsonst-Häppchen essen konnte, bis man stank und pickenpackenvoll war. Wo es schon keinen Winterschlussverkauf mehr gibt.
Anders als in der Bundesliga: Da shoppten die Vereine im WSV gleich 26 neue Spieler für die Rückrunde, zu gar nicht WSV-typischen Preisen übrigens, sogar die Mängelexemplare (verletzter Schalker). Spottbillig, nämlich umsonst waren nur der junge, neue Hannoveraner, den man eigens gezüchtet hat, oder der neue Kaiserslauterer.
Wieso laut einer Umfrage unter den Bundesliga-Trainern von achtzehn Männern zwölf darauf tippen, dass Bayern Meister wird, und nur einer es den nach der Winterpause immerhin punktgleichen Schalkern gönnt, versteht so ein schlichtes, blau-weiß-befangenes Gemüt wie ich jedenfalls überhaupt nicht. Das ist doch zum Mäusemelken. Einer habe noch auf Bremen getippt, einer auf Stuttgart, drei wollten sich nicht festlegen. Dabei sollte man doch denken, dass sogar so ein Freiburg- oder Rostock-Trainer allein aus moralischen Gründen bei einer Befragung zu seiner Mannschaft hält! Wunder gibt es schließlich immer wieder.
Aber die Schalker hatten offensichtlich nix von dieser dämlichen Umfrage gelesen, als sie am ersten Spieltag nach der Pause Bremen empfingen, sondern nach einigen Anfangsschwierigkeiten, also ungefähr 45 Minuten Anfangsschwierigkeiten, brav den schon lange vorher – im SSV – eingekauften Ailton genutzt, um dem Trainer mit dem Bremen-Tipp (Herr Schaaf natürlich) eins zu viel reinzuwürgen.
Bayern München hatte da schon einen Tag vorher 3:0 gegen den Hamburger SV gewonnen, und darüber möchte ich am liebsten gar nichts mehr sagen, denn so ein routinierter Nationaltorwart, der verlässlich alle Bälle hält, ist genauso langweilig und vorhersehbar, als wenn eine teure Hollywood-Riesenproduktion alle Oscars absahnt. Ein Aufsteiger-Torwart, der dagegen mal plötzlich ein Eigentor macht, ist dagegen schon fast rührend, auch wenn das Mainz jetzt auch nicht hilft.
Also Bayern ist quasi „Der Herr der Ringe“, Schalke ist „Finding Nemo“, Stuttgart ist das Drama, von dem alle glauben, dass es zwar einen Oscar verdient hat, aber aus politischen Gründen wird das doch frühestens nächstes Jahr etwas, und Mainz ist leider irgend so ein kleiner, deutscher Film, der zwar nominiert ist, aber wir wissen ja, wie viele Oscars deutsche Filme bei den landläufigen Academy-Award-Verleihungen am Ende mitnehmen … JENNI ZYLKA