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Archiv-Artikel

press-schlag Auf der Jagd nach Nephrit und Turmalin

Das DFB-Pokalfinale dient beiden Teams, dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt, nur als Zwischenstation

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Fertig. Schneller und problemloser als beim FC Bayern kann man nicht DFB-Pokal-Besitzer werden. Zwar handelt es sich bei dem Exemplar auf der Klub-Homepage nur um einen „Papp-Pott zum Schwenken“ und nicht um das zwölfeinhalb Pfund schwere, 52 Zentimeter hohe Original von 1964 mit den 12 Turmalinen, 12 Bergkristallen und 18 Nephriten. Das, was der Finalsieger am Samstagabend gegen 10 in die Luft recken wird, ist nicht von Pappe. Und dass der erste Recker wahrscheinlich Oliver Kahn heißen wird, davon geht nicht nur sein Trainer aus: „Wir sind es in Deutschland ja gewohnt, als Favorit ins Spiel zu gehen.“

Da hat Felix Magath Recht: in Deutschland schon. Im Champions-League-Ausland ist das nicht so. Bleibt einmal mehr nur der nationale Trophäenmarkt: Den 13. Pokalgewinn und die 20. Meisterschaft streben die Bayern am Samstag (gegen Frankfurt) und Mittwoch (gegen Stuttgart) an. Erstmals könnten sie das Double vom Vorjahr verteidigen, was noch keinem Verein gelang. „Das gibt uns den letzten Kick“, sagt Oliver Kahn. Wie Mehmet Scholl war er fünfmal Pokalgast in Berlin. Zum sechsten Mal innerhalb von neun Jahren steht Bayern dort im Finale. Fünf von sieben Endspielen wurden gewonnen; nur Uerdingen (1985: 1:2) und Bremen (1999: 5:6 nach Elfmeterschießen) verdarben den Münchnern die Berlinsause.

Magath „wäre froh gewesen, es als Spieler wenigstens einmal zu erreichen“, sagt er. Er wurde dreimal Meister, stand aber nie im Pokalfinale. „Das hat mich noch nach meiner Karriere gewurmt.“ Für den Kollegen aus Frankfurt ist es das dritte Endspiel in Berlin: Friedhelm Funkel gewann 1985 als Spieler mit Uerdingen und verlor 1998 als Trainer des MSV Duisburg. Doch so schön dieses Pokalerlebnis auch sein mag: Für Funkel ist der Klassenerhalt „dreimal wichtiger“. Deshalb verordnete er Mäßigung für das Bankett im Berliner Hotel Steigenberger und ließ den geplanten Empfang am Frankfurter Römer gleich ganz absagen. Am Mittwoch geht es im Abstiegskampf gegen Lautern.

Bis dahin hat der FC Bayern wahrscheinlich schon die eine oder andere Feier hinter sich. Wild wird es nicht werden, eher so wie vor fünf Jahren. Da wurden die Bayern samstags Deutscher Meister und gewannen mittwochs in Mailand die Champions League. „Damals saßen wir nach dem Spiel in Hamburg im Flugzeug mit der Meisterschale wie auf einer Beerdigung“, erinnert sich Kahn. Für Sonntag, 11 Uhr, hat Magath schon wieder Training angesetzt. Er will am Dienstag Meister werden. Mit Bestbesetzung, also auch dem in der Liga gesperrten Ismael, sind sie gen Hauptstadt aufgebrochen – einen Tag früher als zu anderen Auswärtsspielen.

„Ich denke, das hat die Partie verdient“, sagt Magath. Am Gegner imponiert ihm vor allem „die mannschaftliche Geschlossenheit“. Kurzum: „Sie sind unangenehm.“ Und laut Kahn in einer „sehr, sehr guten Situation: Sie spielen nächstes Jahr international und haben nichts zu verlieren.“ Die Bayern schon.

Eine gewisse Gereiztheit ist nicht zu überhören, wenn Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge fehlende Spielfreude beklagt: „Ich bin mit dem Auftreten unserer Mannschaft in der Rückrunde bis auf wenige Ausnahmen nicht zufrieden.“ Wahrscheinlich werden ihn selbst die zwei möglichen Titel nicht glücklich machen. Das schafft wohl nur der Champions-League-Pokal. Und den gibt’s beim FC Bayern derzeit noch nicht mal zum Selberbasteln. THOMAS BECKER