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Archiv-Artikel

portrait Latino-Hoffnung der US-Demokraten

Seit Dienstag ist Antonio Villaraigosa ein Mann der Superlative: Der erste designierte Latino-Bürgermeister in Los Angeles seit über einem Jahrhundert – und der erste, der es geschafft hat, nicht nur 84 Prozent der Stimmen der Hispanics hinter sich zu bringen, sondern auch fast die Hälfte der Schwarzen und 50 Prozent der Weißen. Mit 18 Prozentpunkten Abstand ließ Villaraigosa, der Herausforderer, seinen Kontrahenten James Hahn hinter sich.

Villaraigosa, 52, wurde als Sohn mexikanischer Einwanderer unter dem Namen Antonio Villar geboren. Erst nach seiner Hochzeit mit Corina Raigosa 1987 nahm er den Namen Villaraigosa an, („VEE-yah-ray-GOO-suh“, erklärt die New York Times ihren LeserInnen). Seine Geschichte ist die eines Einwandererkindes aus ärmlichen Verhältnissen: Der trinkende Vater verlässt die Familie, als Antonio fünf Jahre alt ist. Er wächst mit seiner allein erziehenden Mutter in einer Zweizimmerwohnung im Osten Los Angeles’ auf.

Er beißt sich durch, fliegt von der privaten Schule, schafft die staatliche und studiert Jura, fällt viermal durchs Examen, engagiert sich bei den Gewerkschaften, bei der liberalen Bürgerrechtsorganisation ACLU und der radikalen Chicano-Organisation MEChA, die das Selbstbewusstsein der mexikanischen Raza fördern will. 1994 wird er zum Abgeordneten des kalifornischen Parlaments gewählt, nur vier Jahre später zum Sprecher. Im Parlament lernt er, was ihm jetzt den Wahlsieg ermöglicht: Er bildet Koalitionen, baut Misstrauen ab.

Doch gänzlich kann er nicht an gegen die Ängste des weißen Amerika, in Los Angeles längst in der Minderheit, gegen Politiker mit mexikanischem Hintergrund. Als jemanden, der „seine Befehle aus Mexiko erhält“ denunzieren ihn seine Gegner im Wahlkampf – ohne Erfolg. Er selbst betont seine Botschaft der Toleranz, des Brückenbaus zwischen den Ethnien.

Es liegt jetzt an Villaraigosa, den Wahlsieg – den er nicht zuletzt aufgrund der Unzufriedenheit eben auch der Schwarzen mit der Amtsführung seines Vorgängers hat erzielen können – in politisches Kapital umzumünzen. Schon halten ihn hoffnungsvolle Demokraten für eines der größten Politikertalente der USA; schon fragen sie, ob er wohl derjenige sein kann, der für die Demokraten erfolgreich den Gouverneur Arnold Schwarzenegger herausfordert. Am 1. Juli wird er nun erst einmal Bürgermeister von Los Angeles. BERND PICKERT