portrait : Kulturminister aus der rechten Ecke
In Bukarest tobt in diesen Tagen ein zäher Machtkampf zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Staatspräsidenten. Dieses Schmierentheater könnte den für 2007 angestrebten EU-Beitritt Rumäniens gefährden. Vorerst das letzte Stück aus dem Tollhaus: die Ernennung eines neuen Kulturministers.
Adrian Iorgulescu ist kein Quereinsteiger, aber auch kein politisch unbeschriebenes Blatt. Mitte der 90er-Jahre gehörte der Doktor der Musikwissenschaften zu den Mitbegründern einer rechten politischen Gruppierung, die als Alternative Partei Rumänien (PAR) in Erscheinung trat. Als ideologischer Vordenker einer intellektuell eingefärbten neuen rechten Bewegung beteiligte sich Iorgulescu danach an der Abfassung des so genannten Manifestes der Rechten. Dieses galt als Gründungsdokument einer neuen Partei, die 1998 unter dem Namen Union der Rechtskräfte (UFD) die Politbühne betrat.
Sein politisches Credo fasste der gleichzeitig als Vorsitzender des rumänischen Musikerverbandes bekannte 54-jährige in einer programmatischen Schrift zusammen, die er 2000 unter dem Titel „Die Rechte. Prinzipien und Perspektiven“ veröffentlichte. In der Schrift, plädiert der zu den heute Liberalen übergetretene Iorgulescu, der seit 1996 Parlamentsabgeordneter ist, für einen „männlichen Staat“ und für die Schaffung einer Art neuen Politadels.
Seine elitären Vorstellungen, die er durch die Ablehnung des linken Kollektivismus begründet, unterfüttert er mit Ideen aus den Schriften des italienischen Neofaschisten Julius Evola, der in der internationalen rechtsradikalen Szene als esoterischer Geheimtipp gehandelt wird. Auf die Schriften Evolas, der für eine „Rasse des Geistes“ plädierte, die Demokratie und den parlamentarischen Rechtsstaat ablehnte und sich für die Heranzüchtung einer nach strengen Auswahlkriterien erfolgten Führungselite ausgesprochen hatte, berufen sich heute sämtliche Anhänger der Neuen Rechten. Selbstverständlich fehlen im Buch Iorgulescus auch nicht die einschlägigen sympathetischen Hinweise auf den Guru der Neuen Rechten, Alain de Benoist.
Ob die Ansichten des rumänischen Kulturministers bezüglich der Nation, der Demokratie und des Multikulturalismus mit dem verbindlichen Gedankengut der europäischen Wertegemeinschaft übereinstimmen, sollte die Entscheider in Brüssel jedenfalls hellhörig machen. Denn, wenn einer schreibt, „die Merkmale der Nation“ sind „vorzeitlich, apriorisch, ewig, unveränderlich und reflektieren die immerwährende seelische Struktur des Volkes“, stellt er sich selbst kein europakompatibles Zeugnis aus.
WILLIAM TOTOK