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Archiv-Artikel

portrait Sudans skrupelloser Wendehals

Omar el-Beshir hat schon viele gescheiterte Feldzüge hinter sich, und dennoch ist er einer der erfolgreichsten Herrscher Afrikas. Präsident des Sudan seit 1989, will er heute auch Präsident Afrikas werden – wenn der Staatengipfel der Afrikanischen Union (AU), der heute in der sudanesischen Hauptstadt Khartum beginnt, ihm die traditionell dem Gastgeber zustehende rotierende Präsidentschaft nicht doch verweigert.

50 Jahre nach Sudans Unabhängigkeit wäre dies für el-Beshir die Krönung einer widersprüchlichen Karriere. Geboren 1944 im arabischen Norden des Landes, lernte el-Beshir das Soldatenwesen in Ägypten, kämpfte 1973 beim Jom-Kippur-Krieg gegen Israel in der ägyptischen Armee und machte nach der Niederlage Karriere in der Heimat. Am 30. Juni 1989 führte er einen Militärputsch gegen die damalige Zivilregierung Sudans, die wegen Zerstrittenheit und Korruption abgesetzt und durch eine von den Muslimbrüdern unterstützte Militärjunta ersetzt wurde.

Hätte es damals schon eine „Achse des Bösen“ gegeben – Sudan unter el-Beshir hätte ihr angehört. Ussama Bin Laden, somalische und ägyptische Islamistenrebellen, ugandische Mordmilizen – sie alle fanden Unterschlupf im Sudan. Eine harte Version des islamischen Scharia-Strafrechts wurde eingeführt, politische Gegner brutal unterdrückt, der Krieg gegen Rebellen im Süden eskalierte, die USA setzten Sudan auf ihre Liste von Terrorstaaten, Bill Clinton ließ sogar einen Luftangriff auf Khartum fliegen.

El-Beshir hielt sich mit ideologischen Kampfreden aber stets zurück. Die überließ er Islamistenführer Hassan al-Turabi. Er selbst war Militär und Pragmatiker. Früh erkannte er, dass der Wind sich gedreht hatte. Schon Ende der 90er leitete er die Annäherung an die USA ein – was ihm nach dem 11. September 2001 viel Ärger ersparen sollte, denn da war Sudan schon gefragter Ölexporteur und Partner der US-Geheimdienste bei der Jagd auf Islamisten. Plötzlich saß al-Turabi im Gefängnis, el-Beshir war Partner des Westens. 2005 schloss er unter US-Druck Frieden mit den Südsudan-Rebellen.

Seine größte Zeit hat el-Beshir im eigenen Land wohl dennoch hinter sich. 1996 erstmals in „Wahlen“ ohne ernsthaften Gegenkandidaten als Präsident gewählt und 2001 für eine zweite und letzte fünfjährige Amtszeit bestätigt, dürfte es dem Militärherrscher schwer fallen, sich in den „neuen Sudan“ mit Autonomie für den Süden und Demokratie im Norden hinüberzuretten. Dafür hat er nach Meinung der Weltgemeinschaft zu viel Blut an den Händen und nach Meinung der eigenen Rivalen zu viel Kompromisse in alle Richtungen gemacht. DOMINIC JOHNSON