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Archiv-Artikel

portrait König der Wald- und Waffenschieber

Er galt als einer der mächtigsten Geschäftsleute Westafrikas, Strippenzieher im halbseidenen Umfeld des Regimes von Charles Taylor im Bürgerkriegsland Liberia. Das Taylor-Regime gehört seit 2003 der Vergangenheit an, Taylor selbst sitzt seit einigen Wochen in Haft, und nun ist auch der niederländische Geschäftsmann Gus van Kouwenhoven von einem Gericht seines Heimatlandes ins Gefängnis gesteckt worden. Der Grund: Waffenhandel in Bruch eines UN-Embargos. Das Urteil schreibt Rechtsgeschichte. Bisher konnten sich europäische Schmuggler in den schmutzigen Kriegen der Welt immer der strafrechtlichen Verfolgung entziehen.

Als der UN-Sicherheitsrat gegen Kouwenhoven 2003 personalisierte Sanktionen verhängte – Reiseverbot, Kontensperrungen – beschrieb er den Niederländer so: „Besitzer des ‚Hotel Africa‘ und Präsident der ‚Oriental Timber Company‘. Waffenhändler im Bruch der UN-Resolution 1343. Finanzier des Taylor-Regimes. Enger Mitstreiter Taylors. Unterstützte das Regime des früheren Präsidenten Taylor im Versuch, Sierra Leone zu destabilisieren und illegalen Zugang zu Diamanten und Geld zu erlangen.“ Damit war schon so ziemlich alles gesagt: Das „Hotel Africa“ war einst die prestigeträchtigste Absteige von Liberias Hauptstadt Monrovia, die malaysische „Oriental Timber Company“ (OTC) der größte Auslandsinvestor unter Taylor und wichtigster Devisenbringer.

Geboren 1942 in Rotterdam, zog Kouwenhoven in den 80er-Jahren nach Liberia und gründete dort eine Familie. Als das Land ab 1990 im Bürgerkrieg versank, stieg „Mister Gus“ zu einem der mächtigsten Ausländer Liberias auf, vor allem nach der Wahl des Rebellenführers Charles Taylor zum Präsidenten im Jahr 1997. Die OTC, die nach Angaben von Umweltschützern bis zu 10.000 Hektar unberührten Regenwald pro Monat abholzte, bekam Waldkonzessionen im Gegenzug für die Lieferung von Waffen an Taylor-treue Truppen unter anderem in Sierra Leone, sagen UN-Experten. Kouwenhoven, außerdem Manager der liberianischen „Royal Timber Company“, war der mächtigste Exporthändler im wichtigsten Wirtschaftssektor Liberias.

Weil er trotz UN-Reiseverbots ständig unterwegs war, wurde Kouwenhoven schließlich am 18. März 2005 auf einem Bahnhof in den Niederlanden verhaftet. Die Anklage warf ihm neben illegalem Waffenhandel auch Kriegsverbrechen vor, weil Milizen, die von den von Kouwenhoven geleiteten Unternehmen bezahlt wurden, an Massakern beteiligt gewesen sein sollen. Von diesem Vorwurf wurde er freigesprochen. Deswegen gab es auch nicht 20 Jahre Haft, sondern nur acht – immerhin. DOMINIC JOHNSON