portrait : Er hinterlässt vor allem die Affäre
Gestern starb Friedrich Karl Flick (79) im Kreise seiner Familie in seiner Luxusvilla am Wörthersee. Er hinterlässt ein auf 6,8 Milliarden Euro geschätztes Vermögen. Und die Erinnerung an die „Flick-Affäre“, den größten Parteispenden-Skandal der Nachkriegszeit. 1981 wurde bekannt, dass sein Konzern CDU, CSU, FDP und SPD seit 1969, gestaffelt nach Nützlichkeit, mehr als 25 Millionen Mark Barspenden am Finanzamt vorbei „zur Pflege der politischen Landschaft“ hatte zukommen lassen – und gegen Steuererleichterungen beim Verkauf von Firmenanteilen.
Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (FDP) und Bundestagspräsident Rainer Barzel (CDU) mussten damals zurücktreten. Bundeskanzler Kohl (CDU) reklamierte für sich vor Gericht und vor dem Untersuchungsausschuss Erinnerungslücken, sein „Blackout“ wurde zum geflügelten Wort.
1985 zog sich der damals reichste Deutsche „FKF“, der auch als Lebemann Schlagzeilen machte, aus dem Wirtschaftsleben zurück. Er verkaufte sein Unternehmen, wiederum steuerbegünstigt. 1994 übersiedelte er nach Österreich. Die Flick-Affäre wirkte noch bis in die letzten Jahre nach beim Schwarzgeld-Skandal der hessischen CDU. Deren Ex-Generalsekretär Manfred Kanther ließ durchblicken, dass das von ihm auf Auslandskonten illegal gehortete Geld eventuell doch aus den Restbeständen der damals aufgelösten Kasse der „Staatsbürgerlichen Vereinigung“ stammen könnte, in die Flick üppig eingezahlt hatte und die das Geld an die CDU weiterleitete. Karl Friedrich Flick übernahm 1975 nach einem Familienstreit die alleinige Regentschaft über den Riesenkonzern, den sein Vater Friedrich nach 1945 aus den Resten seines Montanimperiums durch geschickte Ver- und neue Ankäufe, unter anderem Beteiligungen an Daimler, Buderus und Dynamit Nobel, wiederaufgebaut hatte. Die Familie hatte während des Nationalsozialismus von der Zwangsarisierung profitiert, jüdische Firmen übernommen und für die Nazis von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern Waffen produzieren lassen. Als Vater Flick 1972 starb, vererbte er das größte deutsche Wirtschaftsunternehmen mit 330 Firmen, rund 300.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 18 Milliarden Mark. Eine Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter lehnte der Konzern ab.
Sohn Friedrich Karl, in Berlin geboren, studierte Betriebswirtschaft in München und promovierte summa cum laude zum Thema „Qualitätswettbewerb im marktwirtschaftlichen System“ zum Dr. rer. pol. Flick war in dritter Ehe mit seiner 34 Jahre jüngeren Frau Ingrid verheiratet und hinterlässt vier Kinder. HEIDE PLATEN