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Archiv-Artikel

portrait Die Regisseurin von Manayaycuna

Die peruanische Regisseurin Claudia Llosa jubelte, als ihr der Gewinn des mit 10.000 Euro dotierten Kölner Debütfilmpreises mitgeteilt wurde. Ihr Langspielfilm „Madeinusa“ wurde im Oktober erstmals in Deutschland präsentiert und schon beim Hamburger Filmfest mit dem Kritikerpreis bedacht. Die in Barcelona lebende, quirlige 30-Jährige stellte vorigen Samstag ihren Film dem Kölner Publikum während des Internationalen Frauenfilmfests vor. Im ausverkauften Kinosaal berichtete sie von den aufwändigen Dreharbeiten in den peruanischen Anden:

Manayaycuna bedeutet auf Quechua „eingeschlossenes Dorf“. Diesen Namen hatte Llosa für eine kleine Gemeinde mitten in der Zentralkordillere ausgewählt, die für mehrere Monate ihr zweites Zuhause werden sollte. Die Hauptdarstellerin Magaly Solier verkaufte gerade Essen auf den Stufen zur Kirche, als sie von der Regisseurin entdeckt wurde. Sie spielt das Mädchen Madeinusa, das ein von Traditionen bestimmtes, abgeschiedenes Leben führt. Wie jedes Jahr bereitet sich das ganze Dorf auf die Feierlichkeiten zur „Semana Santa“, der Heiligen Woche vor: Während der Zeit bis zum Sonntag der Wiederauferstehung sieht Gott keine Sünden und alles ist erlaubt. Doch die Ankunft eines jungen Mannes aus Lima bringt Unruhe ins Dorf. Madeinusa sieht ihre Chance gekommen, sich aus den Fesseln ihres Vaters zu befreien.

Mit dokumentarischem Blick beobachtet Llosa den Alltag der DorfbewohnerInnen und mischt erfundene Traditionen mit wahren Ritualen, um die Trennung von Realität und Fiktion aufzuheben. Mit dieser Annäherung an eine synkretistische Kultur liefert die Regisseurin einen authentischen Beitrag zu den Widersprüchen, mit denen die Indígenas sich nach der Ankunft der Spanier und dem Export ihrer Religion konfrontiert sahen.

Die Nichte des Schriftstellers Mario Vargas Llosa, die ihren Lebensunterhalt bisher vor allem mit Werbefilmen für das spanische Fernsehen bestritt, hatte für ihr Skript den Preis für das beste unveröffentlichte Drehbuch beim Filmfest Havanna gewonnen. Daraufhin nahm sie am Screenwriter's Lab in Sundance teil und erhielt ein Stipendium der Fundación Carolina für einen Kurs zur Entwicklung iberoamerikanischer Projekte in der Casa de América in Madrid. Für „Madeinusa“ konnte sie den Kubaner Raúl Pérez Ureta gewinnen, den Kameramann von Regiemeister Fernando Pérez. Der Debütfilmpreis ermutige sie sehr und helfe ihr dabei, das zu tun, was sie im Leben am meisten liebe, so die Regisseurin in ihrer Danksagung an das Festival. Ihr Dank gelte auch dem Leben an sich, das sie so reich beschenke.

SONJA HOFMANN