portrait : Der nächste Kalte Krieger im Pentagon
Einen „frischen Geist“ soll der Mann, der Donald Rumsfeld als Verteidigungsminister der USA nachfolgen soll, ins Amt mitbringen, sagte Präsident Bush am Mittwoch, als er den neuen in Washington präsentierte und den alten verabschiedete. Dabei gehört der 63-jährige Robert Gates zur gleichen Generation konservativer Kalter Krieger wie sein Vorgänger.
Wie Rumsfeld verbindet auch Gates mit Irak eine längere Geschichte als der jüngste Krieg. Als stellvertretender CIA-Direktor unter William Casey, dem Hardliner Präsident Ronald Reagans in den 80er-Jahren, war Gates mitverantwortlich für zwei Debakel der US-Außenpolitik in jener Zeit: In Unterstützung Saddam Husseins im Krieg gegen den Iran wirkte Gates daran mit, den Irak mit Geheimdienstinformationen zu versorgen. Als Gates 1991 von Präsident Bush senior, dem er bis dahin als Vizesicherheitsberater diente, zum CIA-Chef nominiert wurde, äußerten einige Senatoren in den Bestätigungsanhörungen die Befürchtung, Saddam könnte im Golfkrieg um Kuwait von genau jenen Informationen profitiert haben. Gates wurde dennoch bestätigt und stand der CIA vor, bis er 1993 nach der Wahl Clintons ersetzt wurde.
Der zweite schwarze Fleck in Gates’ Biografie stammt ebenfalls aus den 80ern: Seine Rolle in der Iran-Contra-Affäre, also dem illegalen Verkauf von Waffen an den Iran zur ebenfalls illegalen Finanzierung der gegen die sandinistische Regierung Nicaraguas kämpfenden Contras, konnte nie wirklich geklärt werden. Gates beharrte darauf, auch als Vizechef der CIA von alledem nichts gewusst zu haben. Glaubwürdig war das nicht – und der erste Versuch Reagans, Gates schon 1987 zum CIA-Chef zu machen, wäre wohl im Senat gescheitert, wenn Gates nicht schon zuvor den Absprung geschafft hätte.
Sozialisiert in der CIA des Kalten Krieges, half Gates auch bei der Unterstützung der Mudschaheddin mit, die in Afghanistan gegen die sowjetische Besatzung kämpften – einige derjenigen, die er als Pentagon-Chef im „Krieg gegen den Terror“ bekämpfen wird, dürfte er damals persönlich kennen gelernt haben.
Gates gilt eher als Pragmatiker denn als Ideologe, befürwortet seit langem einen Dialog mit dem Iran und sucht als Mitglied der überparteilichen Baker-Hamilton-Kommission nach einer neuen Irakstrategie.
Er steht seit 2002 der A & M-Universität in Texas vor. „Weitreichende Reformen nahezu jeden Aspektes des Universitätslebens“ habe Gates in Texas vorangetrieben, lobte George W. Bush seinen alten Freund am Mittwoch. „Diesen transformatorischen Geist wird er auch ins Verteidigungsministerium mitbringen.“ BERND PICKERT