popsternchen gabriella : Typisch neuköllnisch
Sie hat es geschafft. In der Pro-Sieben-Castingshow „Popstars – Just 4 Girls“ ist die 19-jährige Gabriella am Donnerstagabend zum dritten Mitglied der in Gründung befindlichen Band „Queensberrys“ gewählt worden.
Das ist schön und schrecklich zugleich. Schön, weil man sich als Zuschauerin wünscht, dass in Gabriellas Leben doch endlich mal ein Traum in Erfüllung gehen möge. Und schrecklich, weil man sich fragt, ob es denn ausgerechnet dieser Traum sein muss.
Gabriella oder Gabby, wie ihre Fans sie nennen, wuchs in Neukölln auf, dem Bezirk, der seit den Vorfällen um die Rütlischule und durch Detlef Bucks Film „Knallhart“ bundesweit als das härteste Pflaster Berlins gilt. Hier zu wohnen ist trotz niedriger Mieten nicht jedermanns Sache: Neukölln ist kein Ort für Weicheier.
Doch irgendwie passt die zierliche Gabby mit der hohen Stirn, den braunen Kulleraugen und der aufwendig gestylten schwarzen Löwenmähne gut an die Seite eines dieser harten Neuköllner Jungs – auch wenn Gabby keine Senna ist. Die Frankfurter Rapperin arabischer Herkunft, die bei der vorletzten „Popstars“-Staffel gewann, schlägt Machos mit deren eigenen Waffen: Sie rappt schmutzig zurück. Gabby dagegen ist ganz Mädchen, Zicke oder Tusse. Sie quietscht und giggelt und guckt, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
Typisch neuköllnisch muss auch ihr Leben bislang verlaufen sein: Mit 15 wurde die Tochter einer Brasilianerin schwanger, das Kind hat man ihr später weggenommen, weil sie nicht dafür sorgen konnte. Während ihrer „Popstars“-Zeiten wurde ihre Wohnung aufgelöst.
Jetzt ist Gabby berühmt. Bei den ersten Castings fläzte sie sich am Pool und übte Starsein anstatt Songs. Doch die harte Schule der Prosieben-Psycho-Peepshow hat sie verändert: Gabby ist ernsthafter geworden, zielstrebiger, erwachsener – so sehen es ihre Fans, die die Entwicklung des verwirrten Teenagers zum Vorbild verfolgen, wie etwa meine Tochter und ihre Freundinnen, selbst Neuköllnerinnen und Beinaheteenager.
Den Aufstieg zum Star muss auch Gabriella erst verarbeiten. „Ich hatte Zweifel, ob ich genommen werde, weil ich noch nie vor so vielen Menschen gesungen habe“, sagte der Popstar am Donnerstag. Gabbys größter Wunsch für 2009 steht jetzt schon fest: die Nummer eins der deutschen Albumcharts werden. Dafür reicht ihr Selbstbewusstsein allemal. ALKE WIERTH