peters‘ paradise : Zauber, Poesie und Vergänglichkeit
Wunderbar!, die Berlinale kann beginnen. Mittlerweile gehen die Internationalen Filmfestspiele Berlin in ihr fünfundfünfzigstes Jahr, weshalb die Veranstaltung jetzt exakt halb so alt ist wie die Geschichte des Films an sich. Das ist natürlich ein Grund zum Feiern, ebenso die rund 400 Filme, die auf sechs Sektionen und sechs Sonderreihen verteilt wurden, damit sie von 24 Jurys kritisch in Augenschein genommen werden, die über rund 40 Auszeichnungen und noch ein paar lobende Erwähnungen nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Ob es dabei auch einen Film gibt, der nicht von einem Preisgericht begutachtet wird, ließ sich aus organisatorischen Gründen leider nicht ermitteln; doch wäre allein die Möglichkeit ein guter Grund, eine weitere Jury ins Leben zu rufen, die den gelungensten Film von denen, die dummerweise kein Mensch gesehen hat, sachangemessen mit einem Trostpreis bedenkt.
Wie im Vorjahr gibt es auch dieses Mal kein richtiges Motto, sondern nur diverse Schwerpunkte wie unter anderem Afrika und Sex. Festivaldirektor Dieter Kosslick fasste sie im Programmheft gewohnt knackig unter der Begriffsreihung „Sex, Politik und Rock ’n’ Roll“ zusammen, wobei er jedoch offen ließ, welchen der Begriffe er eigentlich mit Afrika verbindet. Fest steht allerdings, dass sich der Film „Man to Man“, mit dem die Berlinale am heutigen Abend feierlich eröffnet wird, zweifellos mit Afrika auseinander setzt, wobei Sex, Politik und Rock ’n’ Roll nur eine untergeordnete Rolle spielen. Mehr darf allerdings nicht über das Werk verraten werden, wie den Pressevertretern von strengen Pressebeauftragten bei der Voraufführung erklärt wurde.
Da es auch sonst noch nicht viel über die fünfundfünfzigste Berlinale zu sagen gibt, widmen wir uns dem Film, der in den nächsten 10 Tagen wohl am häufigsten zu sehen sein wird: dem Trailer. Zwar blieb der seit nunmehr drei Jahren unverändert, doch wurde er bislang noch nicht mit der Wertschätzung bedacht, die ihm eigentlich gebührt. Er strahlt, erdacht und gedreht von Uli M. Schüppel, den Glanz und die Tiefe aus, den man von einem Festivaltrailer verlangt, um gleichzeitig auch dem Zauber, der Poesie und der Vergänglichkeit in geradezu ungeahntem Maß Rechnung zu tragen. In nur wenigen Sekunden vermittelt er eine Ahnung von dem Wesen der Filmkunst als solcher.
Der Regisseur dazu in eigenen Worten: „Silhouetten zunächst unscharfer Berlinale-Bären finden sich zu einer strahlenden, planetaren Kugel zusammen. Auf deren Flug durch einen imaginären Raum aus Lichtreflexionen – dem Entstehungsprozess der Filmfestspiele – strömen von ihr polarlichtartige Energien aus. Der (Neu-)Beginn der Berlinale lässt diesen Planeten, aufgeladen mit Filmen, Fantasien und Kreativität, in ein Feuerwerk aus Ideen aufblühen. Die Funken bilden kurz das Sternenbild des Berlinale-Bären, fallen herab wie ein Vorhang, um sich glitzernd zum Schriftzug ‚Internationale Filmfestspiele‘ zu formieren.“ Bitte einen Extrabären für dieses schöne Werk.
HARALD PETERS