pachls nachsichten : Meisner, der Dom-Ötzi
Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz
Halleluja, Ehre sei Gott in der Höhe und den Menschen ein Wohlgefallen. Und wenn es unserem Herrn gefallen hat, dass wir uns Joachim Kardinal Meisner, seinen Hirten, gefallen lassen sollen müssen, dann liegt in diesem unergründlichen Ratschluss eine tiefe Weisheit, die sicher höher ist als alle Vernunft dieser Welt.
Da sollten die Menschen, die guten Willens sind, dran glauben. Und wenn er sich dafür entschuldigt, wenn der Eindruck entstanden sein sollte, er habe die Einzigartigkeit des Holocaust relativieren wollen, dann ist das dem Kardinal sicher zu glauben. Folgerichtig hat er auch den bösen Namen Hitlers aus der Internet-Fassung seiner Dreikönigspredigt getilgt. Er wollte nicht die Verbrechen der Nationalsozialisten oder die von Stalin relativieren – im Gegenteil: Er will die Abtreibung zum Monstermord hochschrauben.
Das betreibt er schon lange, seit er in Köln ist, schon immer. Und wenn nun Meisner stets zu seinem Lieblingsvergleich von Abtreibungspille und Zyklon B – also von Abort und Massenmord – greift, soll man sich nicht durch unverständige Kritik und törichten Tadel beirren lassen. So als ob Meisner ein geistiger Taliban wäre, ein Irrläufer der Geschichte, der in unserem aufgeklärten Jahrhundert eigentlich nichts zu suchen habe.
Das Gegenteil ist der Fall. Denn Meisner vermittelt uns eine christliche Vorzeit, als es für die einzige katholische Kirche am schönsten war, weil sie doch noch viel mehr das Sagen hatte. Er, Meisner, der Daumen Gottes, zeigt, dass er von der Pieke auf gelernt hat, wie man Ketzer anprangert. Da werden die vierhundert Jahre, die seit den Hochzeiten der heiligen Inquisition vergangen sind, wie ein Tag. Mit ihm fällt Licht in das sonst so dunkle Mittelalter.
Und auch wenn man neulich im Alpengletscher den Ötzi gefunden hat, gut erhalten, als Zeuge einer uralten Vergangenheit der Menschheit – Meisner ist besser. Er ist unser katholischer Erz-Ötzi, kein Gletscher- , sondern ein Dom-Ötzi. Ein archäologischer Zeuge der Inquisition. Aber im Unterschied zum Gletscher-Ötzi ist der Dom-Ötzi lebendig vor unseren Augen und Sinnen. Er muss nicht erst vorsichtig aufgetaut werden, damit man erforschen kann, was er im Magen hat. Bei Meisner erleben wir, direkt, was er im Hirn hat und was in seiner Seele rumort. Er zeigt uns das wahre Gesicht der Kirche von oben.
Das ist sein Auftrag, an dem er Wohlgefallen hat. Nun war der Kardinal beim Papst und hat ihm alles erzählt. Und der Papst freut sich schon auf seinen Besuch in Köln. Und wird, wenn die Kritik an Meisner so hart weitergeht, im kommenden Sommer nicht drumherum kommen, ihn selig zu sprechen, und das noch zu seinen eigenen Lebkuchenzeiten. Und die Kritiker müssten sich sagen lassen, sie hätten einen Märtyrer geschaffen. Gott beschütze uns. Halleluja!