off-kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Sein hundertjähriges Bestehen feiert das Moviemento mit einem vielfältigen Programm: Slapstick, Hollywoodklassiker und Filmkunstperlen sind am Kottbusser Damm zu sehen. Zu den Letzteren gehört „Viva Maria!“ (1965), Louis Malles vergnügliches und ironisches Spiel mit den Konventionen von Revolutionsfilmen: Jeanne Moreau und Brigitte Bardot unternehmen als Maria I (französische Schauspielerin) und Maria II (irische Anarchistin) eine Varietétournee durch Mittelamerika, finden sich jedoch bald als Anführerinnen einer Revolte gegen fiese Machos, grausame Despoten und hinterlistige Kleriker wieder. Dabei verbindet Malle schwungvolle Musikkomödie und gagreiche Nouvelle-Vague-Abenteuerparodie. Musik und Tanz etwas anderer Art gibt es in Richard Thorpes „Rhythmus hinter Gittern“ (1957), einem der frühen Filme des nicht unbedingt als besondere Schauspielgröße bekannten Elvis Presley. Doch die Rolle des rebellischen Exhäftlings, der Karriere im Musikgeschäft machen möchte und dabei immer wieder auf Vorurteile stößt, war dem Rock-’n’-Roll-König ganz auf den zuckenden Leib geschneidert. Zudem wartet der Film mit einer genialen Choreografie zum „Jailhouse Rock“ auf, die Elvis selbst entwickelt haben soll.
Eine Mischung aus der amerikanischen Computeranimation von DreamWorks und der britischen Knetanimation von Aardman (u. a. „Wallace & Gromit“) bietet „Flutsch und weg“ von David Bowers und Sam Fell: Die Regisseure und ihre Mitarbeiter übertrugen den ganz unverwechselbaren Aardman-Stil in Computeranimation, wobei der von der Knetanimation gewohnte Charme der Handarbeit zwar ein wenig verloren ging, die Computertechnik den Filmemachern jedoch spektakulärere Settings und Actionsequenzen ermöglichte. Der Humor der Geschichte um die einsame Haustiermaus Roddy, die per Klosett ins wahre unterirdische Nagetierleben gespült wird, ist jedoch nach wie vor britisch: In dem schön absurden Plot (eine fiese Kröte will die Rattenstadt in der Halbzeitpause eines Fußballweltmeisterschaftsendspiels vernichten) wimmelt es nur so vor bizarren Einfällen.
Mittlerweile ein Klassiker des Animationsfilms ist das Debüt von Don Bluth: „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“ (1982) entstand als Folge einer Revolte bei Disney im Jahr 1979, als Animationskünstler wie Bluth, Gary Goldman und John Pomeroy gegen mangelnde Qualität und Sorgfalt aufbegehrten und das Studio verließen, um in Zukunft die „besseren Disneyfilme“ selbst zu produzieren. Mit der Geschichte einer verwitweten Feldmaus, deren Heim vom Pflug des Farmers bedroht ist und die dem Unheil mit Hilfe einer tollpatschigen Krähe und intelligenter Ratten zu entkommen sucht, gelang dies durchaus. Die Animation des Films ist beeindruckend, zeigt allerdings mit den fantastischen Licht- und Schattenspielen in einer geheimnisvollen und unheimlichen Ratten-Unterwelt deutlich, dass Bluths Filme einen Hang zum Düsteren haben und sehr kleinen Kindern durchaus Angst machen könnten. Lars Penning